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Sind wir nicht alle ein bisschen VfBSTR?

Am 1. Mai 2018 geht die erste Folge eines neuen VfB-Podcasts live. „Wenn du diese Energie verspürst, um über deinen Lieblingsverein zu sprechen, dann solltest du es einfach tun“, erläutert Initiator Riky. Ein Audio-Blog soll das Format sein, in dem er mit uns teilen will, was ihm zum VfB „so durch den Kopf geht“.

Viereinhalb Jahre später ist das Projekt groß geworden – so groß, dass es ihm und seinem Co-Host Sebastian über den Kopf wächst. Das Feuer brennt nicht mehr, der Aufwand übersteigt schon seit längerer Zeit das Leistbare. Am vergangenen Dienstag ist vorerst das letzte Flugzeug vom VfBSTR abgehoben.

Nach 239 Folgen ist bei VfBSTR erstmal Schluss. Aber Nachhören ist erlaubt, oder?

Meilensteine

Im Frühjahr 2018 spielen die Weiß-Roten aus Cannstatt einen ziemlich limitierten, aber effizienten Fußball. Der Trainer heißt Tayfun Korkut, ein gewisser Michael Reschke zeichnet für die Kaderplanung verantwortlich und als mächtiger Vereinspräsident schwingt Wolfgang Dietrich das Zepter.

Doch der Podcast bleibt nicht lange von Turbulenzen verschont. Bereits in Folge 25 wird der erste Trainer entlassen – es soll nicht der letzte bleiben. Kaum ist Sebastian im Januar 2019 an Bord gekommen, beginnt ein rasantes Auf und Ab: Quattrex-Dschungel (Folge 49 mit Benni Hofmann vom Kicker), WLAN-Gate samt Dietrich-Rücktritt, Wahlkampf und außerordentliche MV im Dezember 2019, Fußball in Corona-Zeiten (mit den Organisatoren von „Gemeinsam Helfen 0711“), Schlitti-Leaks (Folge 104), die Geburt des VfB-Fan-Radios, „Nightmare on Mercedes Street“ während des Machtkampfs Ende 2020, nochmal Wahlkampf und Präsidentenwahl im Sommer 2021 – um nur einige Beispiele zu nennen.

Gemessen an diesen Meilensteinen ist der „Mislintalk“ im Juni 2022 weniger brisant, dafür umso bedeutender für das Selbstverständnis des Podcasts. Der amtierende Sportdirektor unterhält sich mit den beiden Gastgebern stundenlang über seine Karriere und moderne Methoden des Spieler-Scoutings – ein Genuss für jeden Fußball-Nerd.

Emotionale Achterbahn

Solche Podcast-Höhepunkte entschädigen vielleicht ein bisschen für die tagelange Vorbereitung der Sendungen und so manche Durststrecke, die auch die beiden STR-Protagonisten in den letzten Jahren mit dem VfB durchgemacht haben. Doch das Hamsterrad dreht sich immer weiter.

In Folge 23 – das war im Herbst 2018 – klagt Riky: „Der Saisonstart wurde wieder mal verkackt und irgendein Trainer steht vermutlich schon in den Startlöchern. Alles wie immer beim VfB Stuttgart.“ Nach dem Rücktritt von Wolfgang Dietrich und der Runderneuerung im Sommer 2019 dachten wir, diese Zeiten lägen erst einmal hinter uns. Doch just dieser Tage wetzen die Sportredaktionen schon wieder die Messer. Hütter und Hoeneß sollen angeblich bereit stehen. Oh VfB, warum tust du uns das immer wieder an?

Das Leben in Weiß und Rot ist aufreibend. Der eine lässt seinen Gefühlen freien Lauf, schwärmt und frohlockt, schimpft und hadert, um den Klub im nächsten Moment wieder wie sein letztes Hemd zu verteidigen. Der andere hält mehr Distanz, ordnet ein und relativiert die Dinge mit einem Augenzwinkern. Ein tolles Team hat sich da gefunden, dass uns jede Woche zur VfB-Selbsthilfegruppe mitnimmt. Nach drei Stunden Podcast mit Riky und Sebastian schmerzt eine Niederlage nicht mehr ganz so sehr.

Fakten first

Im Gegensatz zu vielen anderen Stimmen, die mal polemisch, mal hysterisch das Geschehen rund um den Klub aus Cannstatt kommentieren, liefert VfBSTR gewissenhaft recherchierte Fakten. Von Wyscout-Daten über O-Töne bis zu Hintergrundinformationen aus dem Verein bekommen die Hörer_innen Substanzielles geboten. Dass die Einschätzungen trotzdem manchmal daneben liegen, geben die beiden Macher gerne zu. Immerhin verstehen sie sich als Podcast von Fans für Fans.

Da geht es natürlich auch ein bisschen um Klamauk. Wer erinnert sich nicht mit einem Schmunzeln an die STR-Mailbox mit Fan-Stimmen aus dem Stadion oder von der Auswärtsfahrt? Wer wird die lustigen Jingles und den TRANSFERHAMMER nicht vermissen? Wer sagt uns künftig, ob wir eine Regenjacke brauchen oder der S-Bahnverkehr eingeschränkt ist? „MALAKA“, ihr werdet uns fehlen!

Vielen Dank für 239 Folgen beste Unterhaltung, alles Gute und bis demnächst. Denn – so viel ist sicher – der VfB lässt uns niemals los.

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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