Kein Befreiungsschlag
Am Ende atmet Pellegrino Matarazzo auf der Tribüne tief durch. Florian Müller hat soeben in letzter Minute eine Direktabnahme von Jan Thielmann mit einem gekonnten Hechtsprung aus der bedrohten Ecke geholt und dem VfB damit einen Punkt in Köln gesichert.
So richtig zufrieden kann der Trainer mit dem Ergebnis trotzdem nicht sein. Zu viele gute Tormöglichkeiten haben seine Spieler besonders in der ersten Hälfte vergeben, um den keineswegs unschlagbaren Effzeh zu bezwingen.
Unrunder Abgang
Im Vorfeld drehen sich die Nachrichten vor allem um einen Spieler, der in Köln Müngersdorf gar nicht aufläuft. Sasa Kalajdzic will nicht mehr in Cannstatt kicken, sondern unbedingt zu den Wolverhampton Wanderers in die Premier League wechseln. Der englische Klub seinerseits ist aber (noch) nicht bereit, die Ablöseforderungen des VfB zu erfüllen. Von außen wirkt es so, als hätten sich beide Seiten ein bisschen verzockt: Sasa und sein Berater haben wohl mit attraktiveren Angeboten gerechnet, der VfB den Marktwert des Spielers überschätzt. So weit nichts Ungewöhnliches im Profifußball. Doch das Wechseltheater wirkt sich zunehmend negativ auf die Mannschaft aus.
Statt Kalajdzic kommt der ebenfalls groß gewachsene Luca Pfeiffer zum Einsatz und zeigt, dass er noch lange nicht das Format hat, um als Ankerpunkt in der weiß-roten Offensive zu fungieren. Das Spiel läuft bis zur 56. Minute völlig an dem gebürtigen Bad Mergentheimer vorbei, bevor er sein Startelfdebüt mit einem unnötigen Tritt im Mittelfeld vorzeitig beendet. Gelingt es der sportlichen Führung noch, den offenbar bevorstehenden Kalajdzic-Abgang zu kompensieren? Die Antwort auf diese Frage wird für das Erreichen der Saisonziele nicht unerheblich sein.
Der verhinderte Matchwinner
Einer, der im Angriff zweifellos für Wirbel sorgen kann, ist Silas Katompa Mvumpa. Im Rhein-Energie-Stadion hat er gleich mehrfach die Möglichkeit, die Führung für seine Farben zu erzielen, doch er trifft jedes Mal die falsche Entscheidung. Ein typischer Knipser ist der Kongolese mit dem ansteckenden Lachen noch nie gewesen, aber zumindest einen der teilweise wunderschön aufgelegten Bälle hätte er am Sonntagnachmittag schon verwerten dürfen.
Das Tempo und die Dribbelstärke eines Silas kommen gegen Kölns aufrückende Hintermannschaft zwar besser zur Geltung als gegen tief stehende Mannschaften, nachdenklich stimmt allerdings, dass außer ihm und Abwehrspieler Mavropanos kein anderer Akteur im Brustring nennenswerte Torgefahr ausstrahlt. Wir können nur hoffen, dass Tomás und Egloff zum Heimspiel gegen Schalke wieder fit sind.
Same procedure?
Ein „extrem gutes Spiel“ habe man gegen Freiburg gemacht, kommentierte Sven Mislintat letzte Woche, in Köln stellt er in den Raum: „Elf gegen Elf gewinnen wir das Spiel“. Die Absicht des Sportdirektors ist klar. Er will den Druck, der kommende Woche bereits deutlich spürbar sein dürfte, von der Mannschaft nehmen,
Nach dem zweiten Spiel hintereinander ohne eigenes Tor kann man die Situation allerdings auch anders sehen. Wer nach den ersten vier Partien nur drei Punkte und drei Tore auf dem Konto hat und gerade dabei ist, seinen besten Offensivspieler zu transferieren, der sollte nicht allzu sorglos sein. Wir erinnern uns noch gut an letztes Jahr, als die gleiche Kommunikationsstrategie den VfB tief in den Abstiegsstrudel begleitet hat.
Die Konkurrenz wirkt deutlich stärker als letzte Saison und die kommenden Gegner (Schalke, Bayern, Frankfurt, Wolfsburg) werden auch nicht leichter. Falls es Matarazzo nicht gelingt, die Durchschlagskraft seines Teams zu erhöhen, werden wir noch häufiger „extrem gute Spiele“ mit ziemlich wenigen Punkten erleben.
1. FC Köln – VfB Stuttgart 0:0
reybucanero74
Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson