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Gegen die Wand

Verletzungspech, Corona-Ausfälle, Formtiefs, fehlendes Spielglück – in der vergangenen Saison lagen die Erklärungen für den niedrigen Punktestand stets griffbereit. Doch in dieser Saison sollen die Sinne angeblich geschärft sein. Womit ist dann die Hilflosigkeit des VfB im Heimspiel gegen keineswegs groß aufspielende Freiburger zu entschuldigen? Der Siegtreffer für den Europapokalteilnehmer fällt in der elften Minute. Danach quält sich die Partie zäh bis in die Nachspielzeit.

Machtlos an der Seitenlinie. (Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch)

Wer kann das Spiel machen?

Außer Tiago Tomás stehen dem Trainer am Samstag alle Stammspieler zur Verfügung. Der nach Leistungsgesichtspunkten aussortierte Kader wirkt zwar ausgewogener als vergangene Spielzeit, bekommt gegen Christian Streichs tief stehende Mannschaft aber seine Grenzen aufgezeigt.

Dem Mittelfeld mit Endo, Ahamada und Führich fällt gegen die routiniert verteidigenden Gäste wenig ein, die Außen können zu selten durchbrechen und die beiden Sturmspitzen müssen sich immer wieder fallen lassen, um überhaupt Bälle zu bekommen. Obwohl am Ende alle verfügbaren Offensivkräfte auf dem Platz stehen, geht vom VfB erschreckend wenig Torgefahr aus. Es gibt Sprinter, Arbeiter und Kanten im Team, aber keinen, der in der Lage ist, eine massierte Deckung auseinander zu spielen.

Heiße Luft auf dem Transfermarkt

Mit Sasa Kalajdzic und Borna Sosa laufen gegen die Südbadener zwei Spieler auf, die schon lange zu ambitionierten Clubs in England oder Spanien transferiert sein sollten, wenn man den Gerüchten der „Experten“ glaubt. Drei Monate vor Beginn der unsäglichen Winter-WM in Katar möchte man den beiden raten, erst einmal in Form zu kommen, wenn sie für Topteams in Europa interessant sein wollen. Regelmäßige Einsätze in der Bundesliga können da sicher nicht schaden.

Im Januar wird der ganze Zirkus dann wieder von vorne losgehen. Ehrgeizige Berater, mit Geld überschwemmte englische Clubs und latent überschätzte Fußball-Sternchen werden sich dann wieder zu einer brodelnden Suppe mischen, die in den einschlägigen Medien beinahe stündlich neu umgerührt wird. Kommt dann dieser Ersatzspieler von den Bayern für einen zweistelligen Millionenbetrag an den Neckar? Mich interessiert das nicht. Lieber hätte ich zu diesem Zeitpunkt mehr Punkte auf dem Konto als letzte Saison, damit sich unser Kapitän in der 92. Minute des letzten Spieltags nicht mehr so verausgaben muss.

Warten auf den Funken

Nach zwei Unentscheiden aus drei Spielen wird es Zeit, dass die neu ausgerichtete Mannschaft den ersten Saisonsieg einfährt. Mehr Ernsthaftigkeit hat Matarazzo gefordert, mehr Mut und Kreativität sollten dazukommen, um das Feuer in Cannstatt zu entzünden. Am Samstag reicht dem Sportclub aus Freiburg nämlich eine ziemlich unambitionierte Leistung, um die Punkte aus dem Neckarstadion zu entführen. Da kann man auf den Schiedsrichter und das Zeitspiel des Gegners schimpfen, bis einem graue Haare wachsen, in dieser Verfassung wird der VfB noch häufiger verzweifelt gegen die Wand rennen.

VfB Stuttgart – SC Freiburg 0:1

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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