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Eine Frage des Images

Die Vorstände Wehrle und Kasper im Sommer 2023 vor dem Vertragsabschluss mit Hauptsponsor Winamax. (Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch)

Wo Geld regiert, wird Moral klein geschrieben. Diese Erfahrung mussten die VfB-Fans machen, als ihr Herzensklub vor einem Jahr den französischen Wettanbieter Winamax als neuen Hauptsponsor präsentierte. „Die entsprechenden Einnahmen steigen signifikant“, kommentierte die vereinseigene Internetseite damals lapidar.

Dieses Mal heißt der Geschäftspartner „Lucky Block“, ist durch die Regierung der Autonomen Insel Anjouan (Komoren) lizenziert und hat seinen Sitz in Costa Rica. Was nach Papageien und tropischen Früchten klingt, ist in Wahrheit einer der Tricks, derer sich Glücksspielfirmen und andere halbseidene Unternehmungen bedienen, um unangenehmen Dingen wie Steuern und Kontrollen aus dem Weg zu gehen. Die Strippen haben Wehrle und Kasper gezogen, also jene Vorstände, die letzten Sommer auch den Porsche-Deal mit Lutz Meschke einfädelten.

Heiligt der Erfolg die Mittel?

Der neue Investor aus Zuffenhausen äußert nun aber zum wiederholten Male sein Missfallen über die Sponsoren aus der Glücksspielbranche. Eine Weltmarke wie Porsche will eben nicht neben der ordinären Blinkreklame eines Bitcoin-Casinos auftauchen.

Marketingvorstand Kasper sieht das pragmatischer. Er hat den Auftrag, die Sponsorenpyramide des VfB auf neue Füße zu stellen und erhebliche Mehreinnahmen zu generieren. Mit dem Asien-Geschäft kennt er sich besonders gut aus – immerhin firmierte er beim FC Bayern von 2016 bis 2021 als „President Asia“ und baute das Geschäft des Rekordmeisters in der Region federführend auf. Einen Konflikt mit dem eigenen Werte-Gerüst kann der VfB-Vorstand nicht erkennen. Außerdem sei die neuerliche Glücksspielwerbung für die Zuschauer in Deutschland gar nicht zu sehen.

Der Haken am Weltmarkenbündnis

Man darf gespannt sein, wie der Austausch mit den neuen Aufsichtsräten über „Lucky Block“ ablaufen wird. Kasper galt letzten Sommer gemeinsam mit CEO Wehrle noch als Wegbereiter des Württemberger Weltmarkenbündnisses. Dass der Wunschpartner dabei weitreichende Forderungen an den Verein stellte und die Mitgliederrechte auf der Strecke blieben, kümmerte den VfB-Vorstand wenig.

Ein Artikel im digitalen Wirtschaftsmagazin „Business Insider“ legt nun nahe, dass der Druck auf den Aufsichtsrat im Vorfeld der Anteilsverkäufe nicht nur von der Porsche AG sondern auch aus der Kapitalgesellschaft des VfB selbst gekommen sei. Der Präsident und die schwerfälligen Prozesse im Verein störten beim Aufbau der spektakulären Investorenpartnerschaft. Vielleicht können sich die Führungskräfte aus Cannstatt und Zuffenhausen in der Lucky-Block-Frage ja darauf einigen, dass hinter den Kulissen auch mal Späne fallen dürfen, solange das Produkt schön glänzt.

Auf nach Japan

Internationalisierung, da sollte der Autobauer mit den Fußball-Managern einer Meinung sein, stellt heutzutage eine bedeutsame Wachstumsstrategie dar. In drei Tagen reist die Mannschaft von Sebastian Hoeneß daher nach Japan und nicht in ein wesentlich näher gelegenes Alpental. Wahrscheinlich werden die Weiß-Roten in Fernost als das Ex-Team von Endo und Ito vermarktet, wenn sie bei schwülen 35 Grad ihre „Saisonvorbereitung“ absolvieren. Zu Hause werden die Zuschauer davon genauso wenig mitbekommen wie von der blinkenden Lucky-Block-Werbung.

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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