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BDI, VfB, ojemine

Tanja Gönner löst Claus Vogt als Aufsichtsratsvorsitzende ab. (Foto: BDI)

Sehr geehrte Frau Gönner,

Ihre Ämterliste ist länger als eine Auswärtsfahrt nach Kiel. Aber haben Sie sich schon einmal selbst gegoogelt? Relativ schnell landet man da bei unschönen Themen, vor allem rund um Stuttgart 21. Man liest von Vergesslichkeit, Filz, Behinderung der Aufklärung und Postenschacherei.

Für den Aufsichtsratsvorsitz bei der VfB AG seien Sie aber „persönlich und fachlich kompetent“, dazu „führungsstark“, meldet Porsche der VfB in seiner offiziellen Stellungnahme. Sie verstehen sicher, dass man da gerne ein bisschen genauer hinschaut.

„In engem Austausch“ mit den Mitgliedern wollen Sie „die Interessen des Vereins bei allen wichtigen Entscheidungen vertreten“.

Also um ehrlich zu sein, haben sie das ureigene Interesse des Vereins, weiterhin Einfluss auf die AG zu behalten, bereits mit Füßen getreten. Medien berichten, Sie hätten bei der Umsetzung der Wünsche des neuen Investors vermittelt und moderiert. Was heißt das denn konkret? Und die Pressemitteilung? Besonders geschickt formuliert war das für einen Politprofi nicht.

Sie lassen weiterhin vermelden, Sie freuten sich „über das große Vertrauen“. Wer genau bringt Ihnen das denn entgegen? UVM, BDI und VDA – ARV, VfB, ojemine. Kennen Sie sicher noch, auch wenn wir nicht genau der gleiche Jahrgang sind.

Längerfristig wollen Sie den Posten nicht behalten, heißt es. In Zukunft soll den Vorsitz ein Präsidiumsmitglied übernehmen, „das über die notwendigen fachlichen und persönlichen Voraussetzungen verfügt“.

Aber wer entscheidet darüber, Frau Gönner? Lassen Sie mich raten: die Gleichen, die auch den „Neuanfang im Aufsichtsrat“ betrieben haben. Dann wird es wohl das Beste sein, wenn Sie gleich die Kandidaten für die nächsten Wahlen bestimmen. Nicht dass es hinterher wieder an der Eignung scheitert.

Lassen wir das Geplänkel und kommen zum Business. Als Vertreterin der Mitglieder werden Sie dem Vorstand doch sicher gleich klarmachen, dass Private Equity Gesellschaften und Wettanbieter im Fußball unerwünscht sind, oder? Und bei der Besetzung des Sportvorstands erwarte ich zeitnah Vollzug. Zum Glück sind ja jetzt endlich Profis am Werk.  

Wie bei Stuttgart 21. Als Sie 2010 von Herrn Mappus zur Verkehrsministerin ernannt wurden, fungierte ein gewisser Wolfgang Dietrich als Sprecher des Bahnprojekts.

Im Internet kann man noch nachlesen, wie Sie Stuttgart 21 beim Deutschlandfunk mit Zähnen und Klauen verteidigten. Heute steht der Umbau des Bahnhofs im In- und Ausland als Sinnbild für Fehlplanung und Kostenexplosion.

Sie sehen schon, so richtig werde ich nicht warm mit Ihnen und Ihren leeren Worthülsen. Wenn Sie die Aufgabe hatten, den VfB-Fans das Porsche-Manöver zu verkaufen, war das ein mieser Start. Vertrauen gewinnt man durch Taten, Frau Vorsitzende.

Grüßle

Christoph

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

Ein Kommentar

  • Fahne

    Hallo Christoph,
    vielen Dank für diesen Blogbeitrag. Ich kann gar nicht ausdrücken, wie gut es mir geht, nachdem ich den Beitrag durchgelesen habe. Herrlich.
    Grüßle, Fahne

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