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Wer schafft den Sprung?

Sieben Wochen sind inzwischen vergangen seit jenem denkwürdigen Nachmittag des 14. Mai. Eine Ruhepause, die sich von den Spielern über die Verantwortlichen bis zu den Fans alle verdient haben.  

Seit Montag befindet sich die Mannschaft von Pellegrino Matarazzo nun in der Vorbereitung auf die kommende Saison. Bisweilen müssen die Zuschauer schon zweimal hingucken, um überhaupt alle Spieler zu erkennen. Und bei manchen sollten sich die Kids zur Zeit nicht unbedingt für ein Autogramm anstellen. Wer weiß, welches Trikot sich ihr Liebling nächste Saison überstreifen wird. Der 33-köpfige Kader soll bis zum Ende der Transferperiode nämlich noch deutlich schrumpfen.

Silas ist in Böblingen der Liebling der jungen VfB-Fans. (Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch)

Wie kräftig ist der Schub des 14. Mai?

Nimmt man die Ekstase auf den Tribünen nach Endos goldenem Tor und den reißenden Absatz bei den Dauerkarten zum Maßstab, könnte die Last-Minute-Rettung dem VfB einen Schub für die nächste schwere Bundesligasaison geben. Doch der Trainer warnt gleich zum Trainingsauftakt, dass ein solcher Push kein Selbstläufer sei. Die Saisonanalyse hat nämlich ergeben, dass sich die Mannschaft in einigen Bereichen verbessern muss, wenn die Ziele auch in der kommenden Spielzeit erreicht werden sollen.

Ohne Athletik ist alles nichts, stellt beispielsweise der Sportdirektor fest. Matarazzo ergänzt, die körperlichen Defizite seien nicht alleine an den gelaufenen Kilometern, sondern auch an Laufwegen, Körpersprache und Kraftreserven in der Schlussviertelstunde festzumachen. Ein neuer Performance-Analyst soll nun die Fitnesswerte im Blick behalten und dafür sorgen, dass Rekonvaleszenten bei ihrer Wiedereingliederung nicht zu stark belastet und damit Folgeverletzungen vermieden werden. 

Obwohl die individuelle Entwicklung vor allem der jungen Spieler für das Trainerteam eine wichtige Aufgabe bleibt, möchte die sportliche Führung den Ergebnisdruck vom ersten Spiel an erhöhen. In der Bundesliga kann man es sich eben nicht erlauben, hoffnungsvollen Talenten über einen längeren Zeitraum hinweg Spielpraxis zu geben, wenn der Mannschaftserfolg dadurch gefährdet wird.

Der Mislintalk

Seit vergangener Woche wissen wir ganz genau, wie Sven Mislintat in die neue Saison geht. Über fünf Stunden nimmt sich unser Sportdirektor Zeit, im Fan-Podcast STR seinen Werdegang, seinen Blick auf den Fußball und seine Pläne mit dem VfB ausführlich zu erläutern. Spätestens jetzt dürfte allen Hörern klar sein, dass der Westfale mindestens genauso fußballverrückt ist wie sie selbst.

In Bezug auf die Kaderplanung für die kommende Saison und seine ungeklärte Vertragssituation nach dem Sommer 2023 gibt sich Mislintat ganz entspannt: „In dem Mindset, in dem ich mich mit Fußball beschäftige, habe ich überhaupt keinen Stress damit, permanent einfach liefern zu müssen.“

Und wie wir den 49-Jährigen, der laut eigener Aussage inzwischen nicht nur mit Haut und Haaren in Cannstatt ist sondern auch mit Bauch, bereits von früheren Auftritten kennen, plagen ihn keine Zweifel, dass ihm das nicht gelingen könnte: „(…) Weil ich mir sicher bin, dass unter den wirtschaftlichen Voraussetzungen, die wir haben, ich einer der wenigen bin, der einen guten Job machen kann“.

Neue Machtverhältnisse in der Liga

Am liebsten, auch das lässt Mislintat bei seinem bemerkenswerten Podcast-Auftritt wissen, wäre es ihm, wenn er mit der gleichen Mannschaft in die neue Saison gehen könnte. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass der VfB alle seine umworbenen Profis halten kann, sehr gering. Aufstrebende Spieler im besten Fußballalter wollen nicht nur mehr Geld verdienen, sondern sich auch auf internationaler Bühne präsentieren.

Die Klubs, die potenziellen Neuzugängen ein solch attraktives Paket anbieten können, sind nicht mehr in Stuttgart, Bremen oder Gelsenkirchen beheimatet, sondern heißen SC Freiburg oder Union Berlin. Die Breisgauer konnten zuletzt das Rennen um den umworbenen Zweitliga-Shootingstar Daniel-Kofi Kyereh machen und den deutschen Nationalspieler Matthias Ginter als Schlotterbeck-Ersatz unter Vertrag nehmen. Die Köpenicker sicherten sich die Dienste des talentieren Jamie Leweling vom Bundesliga-Absteiger Greuther Fürth.

Beim VfB ist man zur Zeit darauf angewiesen, Transferüberschüsse zu erzielen, um zunächst Finanzlöcher zu stopfen und erst im zweiten Schritt neue Spieler zu verpflichten. Wenn also am ersten Augustwochenende die Liga startet, werden die Cannstatter wieder ins Risiko gehen müsssen, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. 

Fragezeichen im Kader

Teilt man den aktuellen Kader in die drei Kategorien Stamm-, Ergänzungs- und Potenzialspieler ein, wird deutlich, dass noch hinter einigen Positionen Fragezeichen stehen.

Stammspieler: Drei Wechselkandidaten und ein Ausfall

So sollen die beiden Stammspieler Karazor und Marmoush aus den eigenen Reihen ersetzt werden. Im defensiven Mittelfeld heißen die Kandidaten Nikolas Nartey und Naouirou Ahamada. Beide müssen aber nach längeren Verletzungen erst ihren Rhythmus finden und sich in der Bundesliga beweisen.

Ergänzungsspieler: Sieben Kandidaten für einen Wechsel oder eine Leihe

Für die Position des ägyptischen Nationalspielers kommen Führich, Tomás, Silas und – im Falle seines Verbleibs – Darko Churlinov in Frage. Dahinter hoffen Nachwuchskräfte auf Einsatzzeiten, die ihre ersten Schritte im Profigeschäft gehen wollen. Dass solche Entwicklungen nicht planbar sind, haben wir erst in der vergangenen Saison erfahren müssen.

Potenzialspieler: Wer schafft den Sprung in die Bundesliga?

Dem Abgang von Philipp Förster zum Ligakonkurrenten aus Bochum werden noch einige folgen. Nicht viel mehr als 25 Spieler soll der Kader nach Ende des Transferfensters Anfang September umfassen. Wir dürfen davon ausgehen, dass die sportliche Führung bereits abgesprochen hat, wem eine Luftveränderung gut tun würde und wem man in der kommenden Spielzeit einen größeren Entwicklungsschritt zutraut. Es ist aber auch gut möglich, dass der eine oder andere noch in der Vorbereitung auf sich aufmerksam machen kann.

Beim ersten Vorbereitungsspiel in Böblingen fallen vor allem der engagierte Enzo Millot und der treffsichere Alou Kuol auf. Die für die Regionalligamannschaft eingeplanten Mattis Hoppe und Luca Bazzoli dürfen sich sogar über die vollen 90 Minuten zeigen. Der Kampf um die Kaderplätze hat begonnen. Jetzt können die jungen Talente beweisen, dass sie für den nächsten Schritt bereit sind.

SV Böblingen – VfB Stuttgart 1:7

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

Ein Kommentar

  • Fritzo62

    Das Spiel hat wenig Infos geliefert. Führich wird zum Führungsspieler, Kuol ist sauer auf irgendwas, Bredlow hält nicht, Millot auffällig in allem. Schön Silas wieder so zu sehen. Alle anderen lieferten Hausmannskost, wie die Böblinger. Schaun mer mal.

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