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Kein Hängematten-Modus

Wir Blogger genießen die wunderbare Freiheit, schreiben zu können, was uns in den Sinn kommt. Sei es kritisch, euphorisch oder voreilig – unterhaltsam sollte es sein, das ja. Verständlich, dass Pellegrino Matarazzo noch keine Glückwünsche zum Klassenerhalt entgegennehmen will, ebenso, wenn sich Sven Mislintat bezüglich Sommertransfers noch bedeckt hält. Doch wir dürfen munter drauf los spekulieren und uns die Zukunft in den buntesten Farben ausmalen. Denn wann durfte man als VfB-Fan in den letzten Jahren schon einmal ein sorgloses Frühjahr verleben?

Rückblick 2016

Siedend heiß fällt da so manchem das Jahr 2016 ein. Die geschätzten Redakteure des Zeitungsverlags Waiblingen haben es am Freitag in ihrem Podcast angesprochen: Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren verschaffte sich die Mannschaft von Jürgen Kramny mit dem 5:1 gegen Hoffenheim und 31 Punkten ein vermeintlich beruhigendes Polster auf die Abstiegsränge. Was danach kam, lässt uns heute noch die Adern schwellen – und ausnahmsweise sind diesmal nicht das Guerilla-Marketing und die widerrechtliche Weitergabe von Mitgliederdaten schuld. Mit 33 Punkten stieg der VfB am Ende sang- und klanglos ab.

So beunruhigend die statistischen Parallelen auch sein mögen,  Mannschaft und Trainerteam von damals lassen sich beim besten Willen nicht mit heute vergleichen. Oder fällt euch außer dem gelben Sweater eine Gemeinsamkeit zwischen „Pommes“ Tyton und Gregor Kobel ein? Oder zwischen Artem Kravets  und Saša Kalajdžić? Auch Kramny und Matarazzo sind sich nicht gerade zum Verwechseln ähnlich. Wenn allerdings nächsten Samstag die TSG im Neckarstadion zu Gast ist, werde ich eine Gedenkminute für den unvergessenen Schorsch „Niederstrecker“ einlegen, der mit Schwaab zusammen die Innenverteidigung bildete. Ein legendäres Trio, würde Fritz Walter sagen.

Offene Rechnungen

Können wir uns mit 33 Punkten also schon zurücklehnen? Eindeutig nein. Nicht, weil ich die Aufholjagd der Hertha, des Geißbocks oder der Arminia fürchte, sondern weil noch einige Rechnungen offen sind. Oder habt ihr die Provokationen eines Dennis Geiger oder Stefan Posch aus dem Hinspiel schon vergessen? Auch wenn die beiden nächste Woche wahrscheinlich nicht auflaufen werden, sähen viele VfB-Fans den Möchtegern-Rivalen aus Zuzenhausen gerne zurechtgestutzt. Ähnlich verhält es sich mit dem Mitte April bevorstehenden Duell an der Alten Försterei. Da wünsche ich mir einen Silas-Express, eine Borna-Saša-Traumkombi mit einer Kirsche des damals so tragischen „El Turbo“ garniert. Wie wohltuend es wäre, die Seitenlinien-Radios aus Bremen und Leipzig stummzuschalten, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Es geht also noch um einiges in dieser Saison.

Gute Argumente für den VfB

Auch im Hinblick auf den bevorstehenden Transfer-Sommer und den Kader für die nächste Saison erwarten wir Fingerzeige. Mehrere Spieler haben in den vergangenen Monaten einen gewaltigen Entwicklungsschritt gemacht. Sollte beispielsweise Sosa seinen Torabschluss auf Kostic-Niveau heben, wäre er wohl schon zu gut für uns. Und wenn Wamangituka seine Kraft noch häufiger auf das gegnerische Tor richtet, statt Amin Younes wie einen Zementsack in Magaths Zirkeltraining hinter sich herzuziehen, ist auch der nicht mehr zu halten.

Doch wir dürfen den Rino-Faktor nicht unterschätzen. Die jungen Spieler wissen genau, wem sie ihre ersten Erfolge in der Bundesliga zu verdanken haben. Ist Borna schon bereit für den unerbittlichen Konkurrenzkampf bei den Bayern? Kann Silas schon in der Premiere-League bestehen? Ein paar Ausrufezeichen in der höchsten deutschen Spielklasse sind das eine, konstante Spitzenleistungen unter höchstem Druck das andere. Ein weiteres Jahr Matarazzo-Schule könnte wohl keinem der hoch gehandelten Talente schaden.  

Neue Chance?

Das gilt auch für „Gladiator“ Mavropanos. Ohne Zweifel bringt er viele Anlagen mit, bekam aber zuletzt in Frankfurt seine Schwächen aufgezeigt. Kostic ließ den etwas eindimensional wirkenden Griechen ein ums andere Mal alt aussehen. Bei einer Rückkehr zu seinem Stammverein Arsenal könnte er kaum mit regelmäßigen Einsätzen rechnen. Eine Verlängerung der Leihe wäre wohl für alle Seiten interessant.

Es gibt aber auch jene Spieler, die sich bisher nicht ins Rampenlicht spielen konnten. Für Massimo, Churlinov, Ahamada, Cissé und Egloff sind die verbleibenden Spiele eine Chance, auf sich aufmerksam zu machen und sich für die kommende Saison eine bessere Ausgangsposition zu verschaffen. Bei Kaminski, Al Ghaddioui und Klement stehen die Zeichen dagegen auf Abschied. Aidonis und Mack würde eine Leihe in die zweite Liga gut tun.

Stuttgart international

Vor lauter Freude über die komfortable Ausgangssituation für das letzte Saisondrittel kann sogar den professionellen Schreibern mal der Stift ausrutschen. Marko Schumacher möchte „im Falle eines Derbysieges“ schon mit einem Auge nach oben schielen. Meint er das Spiel gegen Hoffenheim und die Qualifikation für die Play-Off-Runde der UEFA Europa Conference League? Als Tabellensiebter könnte der VfB erstmals seit dem Aus in der Qualifikation gegen HNK Rijeka im August 2013 wieder an einem europäischen Wettbewerb teilnehmen.

Ungleich wichtiger für den Klub ist allerdings die bevorstehende vereinspolitische Neuausrichtung im Sommer. Nach zwei Abstiegen, zahlreichen Fehlentscheidungen und Skandalen wird es höchste Zeit, auch das oberste Aufsichtsgremium neu zu besetzen. Dabei müssen die Kompetenzen der Aufsichtsräte im Vordergrund stehen und die Kräfteverhältnisse in der AG angemessen repräsentiert werden. An die kroatische Küste oder zu anderen Perlen der europäischen Stadionarchitektur reisen wir lieber, wenn uns die Pandemie keine Beschränkungen mehr auferlegt.

SG Eintracht Frankfurt – VfB 1:1

Einmal mehr lesenswert die Beiträge vom Vertikalpass und Rund um den Brustring.

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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