Heavy Rotation

Auch im rastlosen Profifußball gibt es das nicht alle Tage: Der VfB spielt innerhalb von 72 Stunden zwei Mal gegen Mainz 05. Dass dabei zwei Siege herausspringen, ist einerseits der Harmlosigkeit des Gegners zuzuschreiben, andererseits der Effizienz und dem neuen Pragmatismus der Hoeneß-Elf. Frei nach dem Motto: Wenn wir schon nicht fußballerisch glänzen können, gewinnen wir wenigstens das Spiel.
Bemerkenswert ist außerdem, dass Sebastian Hoeneß seine Mannschaft im Vergleich zum letzten Spiel jeweils auf zehn (!) Positionen verändert. Nur Undav steht in beiden Spielen in der Startformation. Was können wir also von den beiden aus neutraler Perspektive schwer verdaulichen Mainz-Häppchen mitnehmen?
1. Der VfB-Kader verfügt über eine hohe Leistungsdichte.
Jeltsch, Zagadou und Al-Dakhil? Oder Jaquez, Chabot und Hendriks? Welche Dreierkette hätten Sie denn gerne? Der VfB-Kader bietet zurzeit sechs Innenverteidiger, die der Coach bedenkenlos in einem Pflichtspiel einsetzen kann. Für die restlichen Positionen gilt ähnliches. Im Stile eines Eishockeytrainers wechselt Hoeneß die Reihen durch. Hat es eine solche Rotation beim VfB jemals zuvor gegeben?
Beim Mainz-Doppelpack tun sich jeweils andere Akteure hervor. Im Ligaspiel am Sonntag erzielen Führich und Undav die Tore, Jaquez und Karazor treffen im Pokal. Trainer Ole Werner vom nächsten Gegner Leipzig muss rätseln, ob seine Abwehr es mit Führich und Leweling, mit El Khannouss und Tomás oder mit allen vieren zu tun bekommt. So schwer waren die Schwaben selten auszurechnen.
2. Egal in welcher Formation – die Abwehr präsentiert sich stabil.
In den vergangenen fünf Pflichtspielen kassierte der VfB keinen einzigen Treffer aus dem Spiel heraus, insgesamt musste Nübel in der Liga nur sieben Mal hinter sich greifen. Nur Dortmund und die Bayern stehen hinten noch sicherer. Die Mainzer beißen sich jedenfalls in beiden Spielen die Zähne an der VfB-Defensive aus.
Besonders erfreulich ist die Entwicklung der lange verletzten Zagadou und Al-Dakhil. Mit ihren Profilen ergänzen sie die Abwehrkollegen hervorragend. Je nach Gegner kann der Trainer künftig die passenden Verteidiger auswählen. Die Dreierkette verleiht dem VfB eine defensive Stabilität, von der man in der Rückrunde der Vorsaison meilenweit entfernt war.
3. Statt Kombinationsfußball spielt der VfB in der Offensive eine Art Ping-Pong.
Nicht zu übersehen sind die Abstimmungsprobleme in der Offensive. Es fehlt an Struktur und Geradlinigkeit. Drei der vier Tore gegen Mainz fallen nach Einzelaktionen oder Standards. Im Heimspiel laufen sich Führich, Leweling und Undav immer wieder in der tief stehenden Gästeabwehr fest, drei Tage später fehlt Bouanani, El Khannouss und Undav die Klarheit gegen höher stehende Mainzer.
Das wirksame, wenn auch unschöne Konzept der Rheinhessen am Mittwoch: Stiller und El Khannouss mit hartem Einsteigen aus dem Spiel nehmen. Hanche-Olsen, Kohr und Amiri wandeln schon früh am Rande des Platzverweises. Mit solchen Unsportlichkeiten können die Hoeneß-Schützlinge inzwischen aber besser umgehen.
Am Samstag steht dem VfB in Leipzig das wohl schwerste Spiel der laufenden Saison bevor. Romulo, Diomande und Baumgartner werden die Abwehr sicher auf Trab halten.
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Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson