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Erwachsen in neun Monaten

Festtagsstimmung vor dem DFB-Pokal-Halbfinale gegen die Eintracht. (Foto: Tom Weller/dpa)

Wie blickt man auf das VfB-Jahr 2023 zurück, ohne kitschig zu werden? Beginnen wir im Dezember 2022, als an der Mercedesstraße die neuen alten Besen herausgeholt wurden. Lauftraining vor Tagesanbruch, jede Pressekonferenz ein Floskelgewitter, verschieben und kompakt bleiben als Lebensmotto.

Beim VfB wächst seit neun Monaten etwas heran, das uns weiß-roten Glanz in die Augen zaubert.  

Im Beitrag „Zurück in den Rohbau“ kann man noch einmal nachlesen, wie der Klub mit Ansage gegen die Wand fuhr. Wild und furchtlos waren nur die Slogans – auf dem Rasen galt eher mild und kraftlos. Doch dann kommt Sebastian Hoeneß und hinterlässt seine Handschrift.

Ulis Neffe, Ex-Hoffenheim, Bayern, Red Bull, ein nüchterner Jungtrainer ohne nennenswerte Erfahrung im Profigeschäft. Ganz ehrlich, viel haben wir ihm nicht zugetraut. Sicher keine 11 Siege und Platz drei zur Winterpause. Und schon gar keinen Ballbesitzfußball, der so schön anzuschauen ist, dass die Augen wieder glänzen und die ganze Kurve tobt. Da steht er nun also vor selbiger und verspricht, was Tayfun Korkut immer schuldig geblieben ist.

„Wenn es etwas zu feiern gibt, komme ich auf den Zaun“.

Es klingt wie eine Kampfansage. Dass es nämlich am Ende der Saison etwas zu feiern geben wird, daran zweifelt am Mittwoch niemand im weiten Rund. Pokalsieg? Europapokal? Endlich mal wieder ein Heimsieg gegen die Bayern? Hoeneß beherrscht das verbale Angriffspressing, ohne Räume im Rücken freizulassen.

Die Fans dürfen auf jeden Fall wieder träumen. Wenn aus Mittelstädt Maxi-Städt werden kann, warum soll sich Leweling dann nicht in Highlevel-Ling und Jeong in King-Jeong verwandeln? Am liebsten wäre es den Schwaben natürlich, wenn einem aus dem eigenen Nachwuchs die Boss-Transformation gelänge. Wie wäre es mit Luca Rey-Mund? Oder Max Höchst-Werth?

Keine Medizin ist so wirksam wie Siege.

Die Domstadt gerockt, 3:0 an der Alten Försterei, den Dreier am Frankfurter Stadtwald gezogen – Balsam für die geschundene Fanseele. Auswärtsfahren konnten wir schon immer, jetzt kommen auch wieder Auswärtssiege dazu.

Wenn ich mir für die kommenden Spiele einen wünschen könnte, wäre es der am 6. Februar in Leverkusen. Dann ist das Halbfinale gegen die Eintracht ziemlich genau neun Monate her – das Pokal-Baby kann also getrost zur Welt kommen.

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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