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Das verpasste Kellerkind-Triple

Der Effzeh bringt den VfB aus dem Tritt: Jeff Chabot gegen Enzo Millot. (Foto: dpa)

Nach vier Siegen aus den letzten vier Bundesligapartien klang so manchem VfB-Fan schon die Champions-League-Hymne in den Ohren. Das Heimspiel gegen den akut abstiegsgefährdeten 1. FC Köln bringt uns wieder auf den Boden der Tatsachen. Die Erkenntnis eines nervenaufreibenden Samstagnachmittags in Bad Cannstatt: Für hohe Passquoten gibt es keine Punkte. Und: Solche Spiele kann man hintenraus auch noch verlieren.   

Fehlende Genauigkeit

Sebastian Hoeneß stellt seine Mannschaft auf vier Positionen um: Der mit seiner Gesichtsmaske furchteinflößend aussehende Rouault übernimmt die rechte Position in der Innenverteidigung, Vagnoman die rechte Außenbahn, Millot die hängende Spitze hinter Guirassy und Jeong den rechten Halbraum. Der koreanische Nationalspieler steht erst zum fünften Mal in der Startelf und zeigt seine bekannten Schwächen. Fleiß und Einsatz in allen Ehren, aber wenn es um den Torabschluss geht, ist der Ex-Freiburger einfach zu ungefährlich (13. und 14.).

Dennoch leiten seine Schussversuche eine Stuttgarter Drangphase ein. Die beste Chance vergibt Serhou Guirassy, der nach einer Jeong-Flanke mit dem Kopf nur knapp den Winkel verfehlt (17.). Doch nach und nach werden die Spielzüge der Weiß-Roten unpräziser und die Gäste kommen besser ins Spiel.

Martel nutzt Vagnomans Stellungsfehler zum Ausgleich. (Foto: IMAGO/Jan Huebner)

Den schönsten Angriff des Nachmittags drückt Millot nach wunderbarer Vorarbeit von Führich und Ito über die Linie (53.). Leider verteidigt der Tabellendritte nur neun Minuten später eine Standardsituation so schlecht, dass Martel zum Ausgleich trifft. Die Schützlinge von Timo Schultz können das Spiel in der Folge offen gestalten. Der VfB hat sogar Glück, dass Alidou Itos Ausrutscher in der 85. Minute nicht zum Siegtreffer nutzt.

Bei aller fußballerischen Überlegenheit muss sich die Mannschaft von Sebastian Hoeneß mangelnde Genauigkeit und Entschlossenheit im letzten Drittel vorwerfen lassen. Vergangene Woche reichte es trotz einer der schwächsten Saisonleistungen zu drei Punkten gegen Darmstadt, dieses Mal nehmen die Kölner nicht unverdient einen Punkt aus Bad Cannstatt mit.

Der Unvollendete

Auch Enzo Millot agiert lange Zeit zu ungenau, bevor ihm in der 53. Minute der Führungstreffer gelingt. Nur wenig später hätte er zum Mann des Tages werden können: Aus 14 Metern scheitert er aber an Schwäbes Glanzparade. Das Werk des 21-jährigen Franzosen bleibt damit – wie das der ganzen Mannschaft – an diesem Nachmittag unvollendet.

Millot verwandelt den schönsten Angriff des Tages zur Führung. (Foto: IMAGO/Jan Huebner)

Eine starke Partie liefert Anthony Rouault ab. Trotz Maske behält der vom FC Toulouse ausgeliehene Verteidiger immer den Durchblick. Das Fehlen von Stammspieler Zagadou haben die Abwehrkollegen bisher wirklich vorbildlich aufgefangen.

In der Offensive erreichen dagegen zurzeit nicht alle ihre Bestform. Toptorschütze Guirassy hat zwar einige lichte Momente, gegen Chabot aber wie im Hinspiel einen schweren Stand. Der in der 65. Minute eingewechselte Silas kann keine Wirkung aufs Spiel entfalten. Gegen vielbeinige Abwehrreihen hat sich der Kongolese schon immer schwergetan. Das Kombinationsspiel, das dem Trainer vorschwebt, entspricht gar nicht seiner Art, Fußball zu spielen. Im Hoeneß-Kreisel wirkt er manchmal wie ein Fremdkörper.

Sieben Punkte auf Leipzig

5:2 gegen Leipzig, 3:1 in Freiburg, 3:1 gegen Mainz und 2:1 in Darmstadt: Jeder einzelne der vier Siege zeigte zuletzt einen neuen Aspekt des Stuttgarter Entwicklungsprozesses. Gegen Köln kann das Team von Sebastian Hoeneß seine Überlegenheit nicht in drei Punkte ummünzen. Für Enttäuschung gibt es dennoch keinen Grund. Nach dem glücklichen Sieg in Darmstadt verpassen die Schwaben zwar das Kellerkind-Triple, haben mit sieben Punkten Vorsprung auf Platz fünf aber nach wie vor alle Chancen auf den Einzug in einen europäischen Wettbewerb.

VfB Stuttgart – 1. FC Köln 1:1

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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