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Was gelernt?

Die VfB-Führung posiert mit den mächtigen Investoren. (Bild: Porsche)

„Soll ich´s wirklich machen oder lass ich´s lieber sein?“, fragte einst die Band „Fettes Brot“. Der VfB nimmt die Hamburger Hip-Hopper beim Wort und legt in Sachen DFL-Deal einen beeindruckenden Kommunikationsslalom hin: „Ja klar, äh nein, ich mein: jein“.

Inhaltlich vom DFL-Deal überzeugt und trotzdem erleichtert, dass er nun geplatzt ist? Das müsst ihr uns erklären.

Der Vorstandschef schwört dem DFL-Präsidium sein Vertrauen, während der Präsident Demokratie wichtig findet – aber erst, als es eigentlich schon zu spät ist. Der Aufsichtsrat winkt den Investoren-Deal lässig durch. So manches vom Verein entsandte Mitglied des Gremiums ist sowieso der Meinung, dass der Klub von erfahrenen Wirtschaftskapitänen gelenkt werden sollte.

Und die Vereinsmitglieder? Die wissen wieder einmal nicht, woran sie sind. Wie ernst nimmt der eigene Klub 50-plus-1? Wer hat bei richtungsweisenden Entscheidungen die Hosen an? Die Fanproteste haben gezeigt, dass sich die Basis den Fußball nicht so einfach aus der Hand reißen lässt.

Was habt ihr aus der Corona-Zeit, aus dem selbstzerstörerischen Rattenrennen gelernt? Ist die neue Bescheidenheit nur ein Feigenblatt?

Internationalisierung und Digitalisierung, Stärkung der Marke, Aufbau von Eigenkapital – der Vorstand hat die Richtung vorgegeben. Aber welchen Preis hat diese Strategie?

Im Marketing arbeitet man beim VfB seit Anfang letzten Jahres mit dem Sportrechtevermarkter Sportfive zusammen. Ein halbes Jahr später wurde der Sportwettenanbieter Winamax als Trikotsponsor vorgestellt. Wie passt das zu dem Leitbild, das sich der Verein im Sommer 2022 nach langem Erarbeitungsprozess auf die Fahnen geschrieben hat?

Der deutsche Fußball steht am Scheideweg. Der VfB könnte ein Beispiel geben, wie man mit solider Arbeit und Weitblick etwas aufbauen kann.

DFB und DFL haben zuletzt vorgemacht, wie es nicht geht. Zahlreiche Funktionäre auf Verbands- und Klubebene haben in den vergangenen Wochen und Monaten die Hosen runtergelassen. Auch beim VfB hing die Buxe schon zwischen den Knien. Jetzt möchten wir sehen, dass die Entscheider in Cannstatt mehr können, als sich billigen Applaus abzuholen.

In der kommenden Saison steht dem Klub ein Geldregen bevor, wie er ihn lange nicht erlebt hat: die Porsche-Millionen, Aufstieg im Ranking der Fernsehgelder und womöglich zusätzliche Einnahmen aus einem europäischen Wettbewerb.  

Doch Vorsicht! Im Erfolg werden bekanntlich die größten Fehler gemacht.

Positive Entwicklungen wie der Aufbau einer starken Frauenfußball-Abteilung, mehr gesellschaftliches Engagement und Nahbarkeit dürfen nicht durch Machtspielchen im Hintergrund konterkariert werden.

Klare Kante beim Vorsitz des Aufsichtsrats, mehr Beteiligung der Mitglieder und Fans, sorgsamer Umgang mit den Mehreinnahmen: Mit einem „Jein“ darf die VfB-Führung in Zukunft nicht mehr durchkommen.

Zum Weiterlesen:

Game, Set, Match. – Vertikalpass

Kommentar zum geplatzten DFL-Deal: Lösung hat neun Seiten – kicker

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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