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Härtetest bestanden

Der Erstrundengegner des VfB im DFB-Pokal geht unter schwierigen Vorzeichen ins Spiel: Nach dem Scheitern in der Relegation muss der sächsische Traditionsverein wieder den schweren Weg in die Dritte Liga antreten und hat im Kalenderjahr 2022 noch kein Spiel gewonnen. Auf der Bank der Gelb-Schwarzen sitzt zum ersten Mal seit seinem unehrenhaften Abgang aus Bremen: Markus Anfang.

Am Ende der umkämpften 90 Minuten muss man dem Gastgeber ein Kompliment machen. Sie bringen den Favoriten in der zweiten Halbzeit gehörig ins Wanken, bevor sie beim Schlusspfiff erschöpft auf den Rasen sinken. Die Spieler im Brustring dürfen sich dagegen von den mitgereisten Fans für einen unter dem Strich gelungenen Saisonstart feiern lassen.

Churlinov schiebt auf Vorlage von Vagnoman ein. (Foto: sportschau.de)

Neuer Stil

In Stuttgart stellt man überrascht fest, dass gar kein Trainerwechsel nötig ist, um den Spielstil der Mannschaft zu ändern. Matarazzo hat mit seinem Trainerteam für seine dritte Bundesligasaison eine neue Herangehensweise erarbeitet. Die neuen Stilmittel: konsequentes Pressing, flacher, vertikaler Aufbau durch die Mitte und scharfe Hereingaben statt hoher Flanken. Ziel ist es, sich von einzelnen Spielern wie Kalajdzic und Sosa unabhängiger zu machen und für die Gegner schwerer ausrechenbar zu sein.

Mit Vagnoman, Churlinov und Ahamada stehen in Dresden drei Spieler in der Startelf, die in der vergangenen Saison noch keine Rolle im Brustring spielten. Vor allem Vagnoman deutet am Freitagabend an, wie wertvoll er für den VfB werden kann. Der Hamburger Neuzugang setzt seinen Körper geschickt ein und sucht auf der rechten Seite immer wieder die Tiefe. In der 33. Minute serviert er dem Schalke-Rückkehrer Churlinov mit einer präzisen Hereingabe den Siegtreffer.

Mehr Kitzel als nötig

Nach einer überlegen geführten ersten Hälfte verlieren die Schwaben dann allerdings ihren Rhythmus. Spätestens nach der Gelb-Roten-Karte gegen Waldemar Anton übernehmen die Gastgeber die Kontrolle und schnüren den Favoriten immer wieder am Strafraum ein.

Sportdirektor Mislintat befindet im Interview danach zurecht, dass man den Platzverweis nicht unbedingt geben muss. Doch sein Abwehrchef hat sich die Chose mit einer völlig unnötigen ersten Gelben Karte selbst eingebrockt. Zum Glück fehlen den Dresdnern am Ende die Mittel, um sich klare Torchancen herauszuspielen und den Bundesligisten in die Verlängerung zu zwingen.

Sollbruchstellen

Gleich das erste Pflichtspiel zeigt dem VfB mögliche Problemzonen auf. In der Dreierkette ist gerade der zentrale Mann kaum zu ersetzen. Auch wenn seine Kollegen das Spiel letztlich über die Zeit schaukeln, hätte man neben Stenzel und Mola gerne noch eine weitere solide Alternative für die Innenverteidigung.

In der Mittelfeldzentrale wirkt das Gebilde in dieser sehr frühen Saisonphase noch nicht stabil. In der zweiten Halbzeit reicht ein unterklassiger Gegner, der das Zentrum verdichtet und die Zweikämpfe konsequenter bestreitet, um dem VfB den Zahn zu ziehen. Ahamada und Millot zeigen zwar vielversprechende Ansätze, ob sie aber auch in der Bundesliga bestehen können, müssen sie ab kommender Woche beweisen.

In vorderster Reihe sorgen Tomás und Churlinov für einige Überraschungsmomente in der Dynamo-Hintermannschaft. Hier wird deutlich, dass Matarazzo im Offensivspiel ein völlig anderer Ansatz vorschwebt als vergangene Sasion. Können sich die eher klein gewachsenen Angreifer aber auch gegen Kanten der Marke Guardiol oder Orban durchsetzen? Mislintat hat bereits angekündigt, die Augen nach einem Kalajdzic-Herausforderer offen zu halten.

Herausforderung Bundesliga

Bei aller Zufriedenheit über die gut verlaufene Vorbereitung: Das dritte Jahr in der Bundesliga wird wohl keinen Deut leichter als das Zweite. Abgänge wie der kurz bevorstehende von Orel Mangala verändern die Führungsstruktur im Team und stellen den neuen Weg des VfB einmal mehr auf die Probe. Dass es nicht immer reibungslos läuft, wenn man Leistungsträger durch junge Talente ersetzt, hat der nervenaufreibende Abstiegskampf der letzten Saison gezeigt. Andererseits war die Einigkeit über die gewählte Strategie im und um den Verein wohl selten größer. Nehmen wir sie also wieder an: die große Herausforderung Bundesliga.

SG Dynamo Dresden – VfB Stuttgart 0:1

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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