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Wem gehört der Fußball?

„Die deutschen Avengers des Fußballs“ bei der Talkshow „Hart aber fair“. (Foto: twitter.com/@KrinschTM)

Laut Medienberichten erwägt die DFL eine Neuabstimmung über den Investoren-Deal mit einfacher Mehrheit. Sollte es dazu kommen, werden Vereine, die im Dezember noch mit „Ja“ gestimmt haben, ganz schön unter Druck geraten, nicht erneut gegen den Willen ihrer Mitglieder und Fans zu votieren.

Sonst richtet sich der Protest nämlich schon bald nicht mehr gegen die „Scheiß-DFL“, sondern gegen die eigene Klubführung. Zu den Ja-Sagern gehören Traditionsvereine und große Fanszenen, zum Beispiel aus Hamburg, Gladbach, Bremen, Schalke, Frankfurt – und Stuttgart.

Die Diskussion des Investoren-Deals hat inzwischen die einschlägigen Fernseh-Talkshows erreicht und ist ziemlich grundsätzlich geworden: Wie wichtig sind die Fans für den Fußball?

Sportjournalistin Lena Cassel hält bei Markus Lanz ein mitreißendes Plädoyer für die Bedeutung der Fans im deutschen Fußball. Fan-Sprecher Thomas Kessen, die freie Journalistin Mia Guethe und Fußball-Podcaster Nico Heymer entlarven bei „Hart aber fair“ die selbstgerechte Position eines Martin Kind. Ex-VfB-Trainer Alexander Zorniger schwäbelt im TV-Interview, das Herz des Fußballs seien immer noch die Spieler, die Fans höchstens die Seele – der Glaubenskrieg treibt seine Blüten.

Die DFL-Klubs geraten dabei in Gefahr, demaskiert zu werden. Bisher konnten sie sich noch einigermaßen hinter der Fassade Deutsche Fußball Liga verstecken. So langsam versteht aber auch der Letzte, dass die Arroganz und Unbelehrbarkeit im Grunde aus den Klubs selbst kommen.

Einer der Klubs, die bei einer Neuabstimmung kaum mehr mit „Ja“ stimmen könnten, ist der VfB Stuttgart.

Als einer der Befürworter der Neuabstimmung tritt Claus Vogt öffentlich in Erscheinung, ohne dabei den entscheidenden Widerspruch aufzulösen: Wenn die Rolle von Martin Kind und der damit einhergehende Bruch mit 50 plus 1 schon im Dezember offensichtlich waren, warum haben die Klubs dann mit ihrem Einspruch bis Mitte Februar gewartet?  

Liest man die öffentlichen Statements aus dem roten Klubhaus, ist Unterstützung für die Haltung des Präsidenten rar. Aus dem Vereinspräsidium hört man schon lange nichts mehr, Vorstandschef Wehrle verkriecht sich hinter der DFL-Geschäftsführung. Und der Aufsichtsrat? Der liebäugelt gerade mit einem Vorsitzenden aus der Investoren-Ecke – gegen die Vereinssatzung und alle Versprechen der Vergangenheit.

Dem Präsidenten und ehemaligen Vorsitzenden des FC PlayFair! stehen entscheidende Wochen bevor: Gelingt es ihm nicht, die 50-plus-1-Regel zur Grundlage interner Entscheidungen zu machen, ist seine Mission gescheitert.

Der sportliche Höhenflug könnte schnell zum Randthema werden, wenn sich die investorenfreundliche Fraktion beim VfB durchsetzt. Wer vertritt denn noch unsere Interessen, werden sich die Mitglieder fragen. Sie werden wieder Stimmen nachzählen und faule Eier suchen. Immerhin geht es um die große Frage: Wem gehört eigentlich der Fußball?

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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