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Trainerrodeo: Wer bleibt am längsten im Sattel?

8 von 11 Spielen verloren, 6:25 Tore, Punkteschnitt von 0,82. Nüchtern betrachtet spricht Weinzierls Bilanz nicht für eine Rekordzeit im VfB-Sattel. Trotzdem hat der Niederbayer bei den Verantwortlichen und Fans noch überraschend viel Kredit. Einigen gilt er sogar weiterhin als Hoffnungsträger.

Woran liegt das? Nach Korkuts Retortenfußball sind viele schon dankbar, dass unter Weinzierl zumindest Ansätze einer Spielidee erkennbar sind: Phasenweise hohes Anlaufen und Gegenpressing, hoch stehende Außenverteidiger, möglichst flache und vertikale Spieleröffnung, bei Ballgewinn idealerweise schnelle Angriffe über die Außen. Auch bei Personalentscheidungen zeigt er mehr Mut als sein Vorgänger. Didavi, Castro, Gentner, Thommy und Akolo durften sich schon auf der Zehn versuchen, Maffeo auf Rechtsaußen. Die A-Jugendlichen Aidonis und Dajaku kamen zu ihrem Bundesligadebüt. Zudem stimmt optimistisch, dass der Straubinger die Anforderungen für die Rückrunde zuletzt unmissverständlich formulierte: Die Rückkehr der Verletzten und gezielte Verstärkungen, eine Weiterentwicklung des Spielsystems und mehr Durchschlagskraft. Er redet nicht gern um den heißen Brei herum, der Markus.

So konnte er im Verlauf der Hinrunde manchmal nur mühsam verbergen, wie unzufrieden er mit der Qualität und Verfassung des Kaders ist. Er warf Didavi, Donis und Sosa trotz erheblichen Trainingsrückstands ins kalte Wasser, stellte Gonzalez auf der für ihn ungewohnten linken Mittelfeldposition auf, Ascacibar auf der offensiveren Halbposition statt auf der angestammten Sechs, wechselte Thommy ein und wenig später wieder aus, um einen Sieg über die Zeit zu bringen. Diese und andere zum Teil fragwürdigen Entscheidungen wurden durch die angespannte Tabellen- und Personalsituation gerechtfertigt.

Damit wird in der Rückrunde Schluss sein. Wir erwarten ein klares Spielkonzept, körperliche Fitness und bei einigen Spielern einen Leistungsschub. Weinzierl muss die im Kader fraglos vorhandene Qualität herauskitzeln und der Mannschaft nicht zuletzt auch eine belastbare Hierarchie geben. Wird er den Mut haben, verdiente Spieler auf die Bank oder Tribüne zu setzen, wenn die Leistung nicht stimmt? Findet er die richtige Ansprache für sensible Spieler wie Akolo, Maffeo oder Gonzalez? Reißt er die Mannschaft aus der Lethargie, in die einige nach der erfolgreichen Rückrunde verfallen sind?

Weinzierl hat seine guten Nerven schon beim Abstiegskampf in Augsburg unter Beweis gestellt. Sie sind beim Rodeo gefragt. Vielleicht kann er sich länger im Sattel halten als seine Vorgänger. Ein charmantes Lächeln allein wird aber nicht mehr reichen.

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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