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Super Supercup

Undav und Krätzig sorgen kurz nach ihrer Einwechslung für das 2:1. (Foto: getty)

Es bleibt dabei: Der VfB kann gegen Leverkusen einfach nicht gewinnen. Auch im vierten Versuch reicht es nach 90 Minuten nur zu einem 2:2, im Elfmeterschießen halten die Gäste dem Druck dann nicht stand. Das Duell war in der Saison 23/24 fußballerisch das Beste, was die Bundesliga zu bieten hatte. Nach den gezeigten Leistungen am Samstagabend in der BayArena darf man auch in der kommenden Spielzeit mit diesen beiden Mannschaften rechnen.

Wie schon beim 2:2 im April schafft die Alonso-Elf kurz vor Spielende noch den Ausgleich. Das Elfmeterschießen verdient sich der deutsche Meister und Pokalsieger in der starken Schlussphase, als die Schwaben trotz Überzahl nichts mehr entgegenzusetzen haben. Dennoch beweisen Karazor und Co., dass die Vizemeisterschaft keine Eintagsfliege war.

Von wegen Testspiel

Sebastian Hoeneß zeigt schon mit seiner Startaufstellung, wie ernst er den Supercup nimmt. Mittelstädt, Führich und Millot verdrängen Krätzig, Diehl und Silas auf die Ersatzbank. Die Spielweise unterscheidet sich nur in Nuancen von der vergangenen Saison: Stiller lässt sich neben Chabot und Rouault fallen, um beim Spielaufbau zu unterstützen, und Demirovic rotiert als nominell einzige Spitze ständig. Obwohl der frühere Augsburger unermüdlich arbeitet, fehlen ihm die Präsenz und Abschlussqualität eines Guirassy.

Ermedin Demirovic trifft im Fallen nur den Pfosten. (Foto: IMAGO/Uwe Kraft)

Die größeren Probleme haben die Weiß-Roten aber zunächst in der Abwehr. Die flinken Leverkusener Außen stellen Stenzel und Leweling auf der rechten Abwehrseite wiederholt vor Probleme. Auch bei Flanken in den Strafraum macht die Stuttgarter Hintermannschaft nicht den sichersten Eindruck. Tapsoba und Boniface nutzen die Abstimmungsprobleme in der 11. Minute nach Flanke des starken Aleix Garcia zur Führung. Dass sich in der Folge ein interessantes, zeitweise hitziges Duell entwickelt, liegt an der offensiven Grundausrichtung beider Teams, nicht zuletzt aber auch an der roten Karte gegen Bayer-Neuzugang Martin Terrier nach einem rüden Einsteigen gegen Demirovic. Statt eines bedeutungslosen Marketing-Kicks sehen die Zuschauer ein rassiges Duell zweier hochmotivierter Mannschaften.

Dramatische Schlussphase

Der VfB kann das Spiel in Überzahl zwar dominieren, verpasst jedoch die vorzeitige Entscheidung. Leverkusen bleibt gefährlich und schafft mit einer Energieleistung den verdienten Ausgleich. Erheblichen Anteil daran haben die Einwechslungen von Wirtz, Schick und Grimaldo. Mustergültig bedient der Spanier in der 88. Minute den tschechischen Nationalstürmer, der humorlos ins kurze Eck vollendet. Fast hätte der ebenfalls eingewechselte Frimpong in der Nachspielzeit sogar noch das 3:2 erzielt.

Patrik Schick trifft spät zum Ausgleich. (Foto: IMAGO/pepphoto)

Der Aggressivität und Wucht der Heimelf haben die Weiß-Roten in der hektischen Schlussphase nichts mehr entgegenzusetzen. Statt die sich öffnenden Räume über die schnellen Diehl und Silas zu nutzen, werden die Gäste zunehmend am eigenen Strafraum eingeschnürt. Die Leverkusener Provokationen verfehlen ihre Wirkung nicht. Im Elfmeterschießen bringt Hradecky die beiden letzten Stuttgarter Schützen aus dem Konzept, indem er sich weit rechts von der Tormitte postiert. Krätzig zielt in die freie Ecke und scheitert am finnischen Torhüter, Silas setzt den Ball deutlich über das Tor.

Noch nicht abgeschmeckt

Trotz der knappen Niederlage kann Sebastian Hoeneß mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden sein. Sein bewährte Grundrezept mundet auch eine Woche vor dem Start in die neue Saison, muss allerdings in seinen Feinheiten noch abgeschmeckt werden. Führich und Millot zeigen, dass sie auch in der kommenden Saison entscheidende Figuren sein werden. In der Offensive sind bekannte Muster aus der vergangenen Saison phasenweise schon wieder zu erkennen. Um gegen starke Defensivreihen erfolgreich zu sein, müssen die Angriffe allerdings noch variantenreicher vorgetragen werden. In vorderster Linie fehlen ein Kopfballspieler sowie ein Angreifer, der tiefe Läufe anbietet.

In der Abwehr sind die Lücken, die Anton und Ito hinterlassen haben, deutlich zu sehen. Neuzugang Chabot ist zwar ein wuchtiger und kompromissloser Verteidiger, der einen Gegenspieler komplett aus dem Spiel nehmen kann. Ein Stratege und virtuoser Aufbauspieler wird er aber wohl nicht mehr. Der rechte Teil der Viererkette ist mit Rouault und Stenzel auf internationalem Niveau überfordert. Auf der rechten Innenverteidigerposition muss Sportvorstand Wohlgemuth auf dem Transfermarkt nachlegen.

Die DFL und ihr „Supercup“

Auch die DFL kann mit dem diesjährigen „Supercup“ zufrieden sein. Selten wollten wohl zwei Mannschaften diesen eigentlich wertlosen Pokal so sehr wie die beiden Überraschungsteams der vergangenen Saison. Kritisch hinterfragen sollte sich der DFL-Vorstand hinsichtlich des Austragungsorts und der unwürdigen Seitenwahl vor dem Elfmeterschießen. Wenn der Wettbewerb ernstgenommen werden soll, muss man zumindest die grundlegenden Spielregeln einhalten und Mauscheleien vermeiden.

Bayer 04 Leverkusen – VfB Stuttgart 4:3 n.E.

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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