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Später K.O. im Pokal-Fight

Jonathan Tah versetzt dem VfB den späten K.O.-Schlag. (Foto: Getty Images)

Selbst beim DFB-Pokal-Viertelfinale versprüht die BayArena den Charme eines seelenlosen Einkaufszentrums. Man kann sich kaum vorstellen, dass hier ernsthaft Bundesligafußball gespielt wird. Und doch muss man anerkennen, was Trainer Alonso aus dem Werksklub gemacht hat. Seine Mannschaft hat einen klaren Plan, spielt mit Leidenschaft und verfügt über außergewöhnlich gute Kicker. Der hart umkämpfte 3:2-Sieg ist aufgrund des Zustandekommens zwar glücklich, insgesamt aber leistungsgerecht.

Doch auch der VfB verdient sich den Respekt der vor dem Fernseher versammelten Fußballnation. Wer sich vorher noch fragte, was der Fast-Absteiger plötzlich in der Spitzengruppe der Liga macht, erhält am Dienstagabend eine überzeugende Antwort: gute Raumaufteilung, sicheres Passspiel und mannschaftliche Geschlossenheit. Die Gäste agieren bis in die Schlussphase auf Augenhöhe mit der momentan besten deutschen Mannschaft.

Ein Fehler zu viel

Sebastian Hoeneß verändert die Formation im Vergleich zum Spiel in Freiburg nur auf einer Position: Ito rückt für Stergiou ins Team, dafür kehrt Rouault wieder auf seine angestammte Position als rechter Innenverteidiger der Dreierkette zurück.

Im Dezember hat man schon die Erfahrung gemacht, wie schwer Leverkusen zu bespielen ist. Ihr ständiges Pressing und Gegenpressing lassen wenig Raum zur Entfaltung, die linke Angriffsseite mit Grimaldo und Wirtz ist brandgefährlich und über rechts setzt Frimpong zu seinen gefürchteten Sprints an.

Der VfB muss also phasenweise leiden. Vor allem den flinken Frimpong bekommt die Gästeabwehr in der ersten Hälfte nicht in den Griff. Wirtz dagegen wird von Rouault nach alter Förster-Manier kaltgestellt: Der Franzose folgt ihm einfach überallhin. In der Schlussphase des ersten Abschnitts haben die Weiß-Roten Glück, dass der Tabellenführer den erzeugten Druck nicht in Tore ummünzen kann.

Nach der Pause zeigt sich dann, worin sich die vom Bayer-Konzern gepamperte Werkself vom notorisch klammen VfB unterscheidet: Ausnahmetalent Wirtz zeigt jetzt seine filigranen Sololäufe und steuert zwei entscheidende Vorlagen bei. Mit Borja Iglesias und Amin Adli können die Gastgeber offensiv noch nachlegen, während die Wechsel bei den Gästen keine Impulse bringen.  

Amin Adli entwischt Ito und düpiert Torhüter Nübel: 2:2. (Foto: Imago/Team 2)

Ausgerechnet als die Schwaben das Spiel wieder besser unter Kontrolle bringen und alles auf eine Verlängerung hindeutet, nutzt der aufgerückte Jonathan Tah einen Stellungsfehler von Hiroki Ito zum entscheidenden 3:2. Bereits beim Ausgleich hat der gerade erst vom Asien-Cup zurückgekehrte Japaner das Abseits aufgehoben und konnte danach Adli nicht folgen.

Der Fels in der Brandung

Kapitän Waldemar Anton unterstreicht auch gegen die Leverkusener Angriffswucht, dass es in dieser Saison kaum einen besseren Verteidiger in der Bundesliga gibt. In dieser Form kann er den Konkurrenten in der Nationalelf allemal das Wasser reichen.

Anton schüttelt Tapsoba ab und trifft per Kopf zur frühen Führung. (Foto: Getty Images)

Auch Vagnoman weiß vor allem defensiv zu überzeugen, indem er in der zweiten Hälfte die gefährliche rechte Seite des Gegners in Schach hält. Dabei nutzt Trainer Hoeneß seine Beidfüßigkeit und lässt ihn schon früh mit dem Gelb belasteten Mittelstädt die Seiten tauschen.

Nicht unerwähnt lassen darf man an dieser Stelle den Taktgeber: Fast jeder Angriff läuft über Angelo Stiller. Seine Ballsicherheit und Pressingresistenz sind fast schon unheimlich. Der gebürtige Münchner wird immer mehr zum Denker und Lenker des VfB-Spiels.

Allein in der Offensive ist die Hoeneß-Elf ihrem Kontrahenten nicht gewachsen. Undav hat gegen Tah einen schweren Stand, Führich verzettelt sich immer wieder in Einzelaktionen, während Leweling nach seiner Einwechslung ohne Wirkung bleibt. Gerade in solchen Spielen hätte man gerne noch einen furchteinflößenden Stürmer auf der Bank.

Gütesiegel für die Bundesliga

Zwei Bundesligateams, die offensiv denken, regelmäßig bis zur letzten Minute nach vorne spielen – und das auf hohem Niveau? In der Vergangenheit waren höchstens die beiden Aushängeschilder des deutschen Fußballs aus München und Dortmund für solche Highlights verantwortlich. Dass Bayer 04 und der VfB so auftreten, war vor der Saison nicht zu erwarten. Das Team von Xabi Alonso darf jetzt sogar vom Double träumen.

In Cannstatt ist man trotz des Ausscheidens stolz auf die Mannschaft. Nach aufopferungsvollem Kampf in den Schlussminuten beim Spitzenreiter zu verlieren, ist alles andere als eine Schande. Wenn es gelingt, die Spielidee beizubehalten und den Kader auf der einen oder anderen Position breiter aufzustellen, werden die Hoeneß-Schützlinge den Fans noch viel Freude bereiten. Und das nicht nur in Leverkusen, sondern an viel, viel schöneren Orten.

Bayer 04 Leverkusen – VfB Stuttgart 3:2

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Nicht ganz – Rund um den Brustring

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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