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Sehr geehrter Herr Präsident,

lange habe ich gezögert, Ihnen persönlich zu schreiben. Aber nachdem ich verstanden habe, dass Herrn Porths Vorzimmerdame meine Post in kleine Stücke reißt und den Kois verfüttert, bleibt mir nichts anderes mehr übrig. Eigentlich geht es auch nur um eine klitzekleine Frage bezüglich Ihres Aufsichtsratskollegen, der Sie neulich in der VIP-Loge so mutig verteidigt hat. Herr Porth – oder darf ich Willi sagen? – ist bei der Daimler AG doch unter anderem für den Einkauf von Nichtproduktionsmaterial zuständig. Sie ahnen schon, worauf ich hinaus will? Beim VfB haben wir im letzten Jahr so viel davon eingekauft, dass die Ersatzbank aus allen Nähten platzt. Könnten Sie den Willi da nicht mal einnorden? Vielleicht steht er ja momentan einfach ein bisschen quer im Stall? Ich meine, am Ende werden wir mit ihm doch sicher kein Verlustgeschäft machen, oder?

Übrigens, seit ihren Auftritten in der Liederhalle und letzte Woche in Ummendorf ist mein Sohn großer Fan von Ihnen. Er behauptet, Sie „schwätzet genau wia dr Obba ohne Gbiss“ und reagieren auf kritische Fragen wie die Oma ohne Hörgerät: mit einem seligen Lächeln. Kurzum, die ganze Familie hängt am VfB, aber zuletzt haben wir ein ganzes Fläschchen Baldrian gebraucht, um nach den Spielen einigermaßen zur Ruhe zu kommen. Immer wieder gab es da auch Proteste gegen Sie, Herr Präsident. Geht das eigentlich spurlos an Ihnen vorbei oder lassen Sie dann auch mal den „Porth raushängen“? Denn unter uns: Der Rheinländer, den Ihnen der Würstchen-Uli aufgeschwätzt hat, geht uns Schwaben so langsam auf den Senkel. Kürzlich beim Stadt-Land-Fluss haben drei Spieler unabhängig voneinander in der Kategorie aussterbende Art mit „R“ seinen Namen geschrieben. Gab natürlich keine Punkte, aber könnten Sie mit dem nicht das gleiche machen, was der mit dem Korkut gemacht hat? Eine kurze SMS?

Zum Schluss, Herr Dietrich, möchte ich Ihnen noch ein bisschen Mut machen für die schwierigen Wochen, die vor uns liegen. Lassen Sie sich nicht reinreden von den Kleingeistern, die Ihre unternehmerische Weitsicht nicht zu schätzen wissen. Auch der zweite Investor – über Willi müssen wir nicht reden – würde mit uns in die zweite Liga gehen?! Das muss man erstmal verkaufen: Anteile eines Zweitligisten, dessen Börsenwert gerade zerbröselt wie ein alter Butterkeks. Genial! Stellen Sie sich mal vor, wir gehen mit einem 150-Mio-Etat in die nächste Saison, den Kader voller ehemaliger Nationalspieler, da können wir im Erzgebirge oder auf der Ostalb eine Art Streichelzoo aufmachen, mit Autogrammkarten und Trikots zum Schnäppchenpreis. Falls Heidenheim nicht aufsteigt.

Sie merken schon, es gibt noch Optimismus und Aufbruchstimmung rund um den VfB. Meine Karten fürs Heimspiel gegen Red Bull habe ich für 15 Euro an stierkampfbegeisterte Touristen aus Spanien verkauft.

Mit weiß-roten Grüßen

ReyBucanero74

P.S. Moin Jongr frogt mi emmer wiadr, was des hoißt: „hervorragende Rahmenbedingungen“. I han em scho oft gsaggd, dass dr Rahma älleweil meh wärd isch wias Build drenna, abr vielleicht kennet Sia´s no amol probiera?!

P.P.S. Dia em Fernsäh schwätzet vonner Blamaasch en Düsseldorf. Ha, koin blassa hen dia. Sogar dr Willi isch des Mal ruhig blieba ond der verstoht ebbes vom Fußball, gell?!

Fortuna Düsseldorf – VfB 3:0

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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