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Rückrundenstart: Let it roll!

„Heute ist erst Montagabend, aber es kribbelt nicht nur, es juckt schon“, fasst der Podcaster und glühende VfB-Fan Riky Palm die Vorfreude auf den Startschuss zur Rückrunde in Worte. Der Kessel wird gegen Mainz kochen, die Cannstatter Kurve wird aus tausenden Kehlen besingen, dass jeder Einzelne der zwölfte Mann ist und die Leidenschaft Spiele drehen kann, die Fans werden springen und klatschen, zittern und fluchen. Aber wird es reichen?

„Ich bin sicher, dass wir das in der Rückrunde wieder begradigen werden“, posaunte der Sportvorstand am Sonntagabend bei Sport im Dritten in die Kamera. Wie kurz allerdings die Halbwertszeit einer Reschke-Aussage sein kann, lehrte uns am gleichen Wochenende die Badstuber-Posse. Vorsicht ist also geboten, zumal sich der VfB als „Verein für Bitter“ einen Namen gemacht hat. Habt ihr auch schon eure Top-Five notiert? Der Fever Pitch und High Fidelity Autor Nick Hornby würde sie mögen, die schwäbischen Bitter-Listen. Die folgende existentielle Frage stelle ich gewissermaßen ihm zu Ehren: Did I become VfB supporter because I am miserabel? Or am I miserable because I became VfB supporter?

Zurück zu Reschke, der in der Causa Badstuber folgenden Schlussstrich zog: „Alles wird auf null gestellt.“ Gilt das auch für den Rest der Mannschaft, die sich acht Tage lang im sonnengereiften Lalalala-La-Manga auf die Rückrunde vorbereiten durfte? Sicher nicht für Kapitän Gentner und Teamphilosoph Gomez, die zusammen mit Zieler, Kempf und Aogo von Weinzierl zur „Achse“ geadelt wurden. Alles auf null stellen? Wozu, fragen sich da einige, denn auf unserer Seite der Ergebnistafel stand sie wahrlich oft genug. Wenn es eine Null als Rückennummer gäbe, ich wüsste einige heiße Kandidaten.

Esswein nicht, der trägt die 14. Trotzdem erzählt dieser Transfer die Geschichte unserer Winterpause ganz treffend. Essi durfte in dieser Saison bisher nur gegen Budissa Bautzen und Optik Rathenow ran, bringt aber laut der VfB-Verantwortlichen alles mit, was dem Team in der Hinrunde gefehlt hat: Wucht, Robustheit, Schnelligkeit. In Spanien rannte er mit Cut an der Nase jeden in Grund und Boden. Sogar Donis – und der ist echt sauschnell. Nur eben nicht am Frühstückstisch.

Und es gibt noch mehr Lichtblicke. Wer zirkelt die schönsten Freistöße ins Kreuzeck? Borna Sosa! Er stellt links in der Kette oder auch auf Linksaußen eine vielversprechende Alternative dar. Und was macht Sorgenkind Castro? Obwohl er mit der Rolle als rechter Verteidiger hadert, ist er für Samstag kein aussichtsloser Kandidat für diese Position. Karma.

Auf der Verliererseite der Vorbereitung findet man mit Maffeo, Gonzalez und Ascacíbar hoch gehandelte und teuer eingekaufte Spieler, deren Situation allerdings sehr differenziert zu bewerten ist. Erstaunlich der rasante Verlust von Wertschätzung bei Maffeo, der auch seinerseits den Kampf um die Stammplätze nicht angenommen zu haben scheint. Ascacíbar verkörpert wie kein anderer in der Mannschaft Siegeswillen und Einsatzbereitschaft, könnte aber dennoch seinen Platz im Mittelfeld verlieren.   

Und wie geht Markus Weinzierl den bevorstehenden Kampf um den Klassenverbleib an? Lautstark und engagiert hat er deutlich gemacht hat, wie er sich das Auftreten seiner Mannschaft vorstellt: vorwärts verteidigen, gezieltes Pressing in verschiedenen Räumen, kompaktes Verschieben im Block, schnelles Umschalten, Läufe mit viel Tempo in die Tiefe. Dabei setzt er auf ein 4-2-3-1 oder 4-1-4-1 mit schnellen Außen, die Gomez im Strafraum bedienen sollen. Klingt dynamisch, fragt sich nur, ob Aogo und Gentner in der Zentrale die richtigen Spieler dafür sind. Und ob sich die Spieler auf den Außenpositionen durchsetzen und verwertbare Zuspiele in die Spitze liefern können. Was in der Hinrunde nur selten gelang, sollen jetzt vor allem die Neuen richten. Neben Esswein hat wohl auch die Hoffenheim-Leihe Steven Zuber gute Chancen auf einen Platz in der Startelf, obwohl er erst seit wenigen Tagen mit der Mannschaft trainiert.

Ein Szenario, in dem Weinzierls Trümpfe nicht stechen, während auf der Bank lauter verhinderte Klassefußballer sitzen, könnte schon sehr bald für massiven Druck im Kessel sorgen. Andererseits: Wenn wir gegen Mainz, Freiburg und Düsseldorf sieben Punkte holen, sieht die Welt zur Fasnacht schon viel bunter aus. Und wenn der Kader dann auch noch fußballerisch seine PS auf die Wiese kriegt, wenn die Oldies nochmal zeigen, wo dr Bartl dr Moscht holt, wenn uns Mr. Bitter die Freundschaft kündigt, dann können wir sogar wieder Rückrundenzweiter werden. Oder, Herr Reschke? 

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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