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Feuerwerk nach der Pause

Andrich erzielt in der letzten Sekunde den Ausgleich. (Foto: AFP via Getty Images)

Leverkusen gegen Stuttgart ist fußballerisch das Beste, was die Bundesliga derzeit zu bieten hat. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen vor dem dritten Aufeinandertreffen am frühen Samstagabend in der BayArena. Die beiden Mannschaften brauchen eine Halbzeit Anlauf, liefern sich dann aber wieder ein denkwürdiges Match. So nah hatte das Team von Sebastian Hoeneß den Deutschen Meister bisher nicht am Rande der Niederlage, doch die Werkself rettet in letzter Sekunde ihren Nimbus der Unbesiegbaren.

Führich zieht den Korken

In den ersten 45 Minuten weist der VfB zwar mehr Ballbesitz auf, kann seine typische Spieleröffnung aber selten durchbringen. Der für Stiller aufgebotene Enzo Millot ist eben kein Stratege, keiner der Situationen antizipiert und offene Räume erkennt. Aber auch das Spiel der Leverkusener stockt ohne den Dirigenten Granit Xhaka.   

Mit Führichs 0:1 kurz nach der Pause ist die Flasche dann entkorkt. Fortan entwickelt sich ein rasantes Duell zweier Mannschaften mit offenem Visier. Undav erhöht nach robustem Einsatz gegen Andrich auf 0:2 (56.), bevor Adli von der Strafraumkante verkürzt (61.) Die Gäste haben mehrfach die Möglichkeit zur Vorentscheidung, werden in der letzten halben Stunde aber eingeschnürt.

Die Nachspielzeit ist schon fast abgelaufen, als Stenzel am eigenen Strafraum den Ball verliert und einen Freistoß verursacht. Wirtz flankt, Boniface schiebt, Hincapie legt mit dem Arm vor und Andrich zimmert die Kugel zum Ausgleich ins Netz (90.+6).

Schiedsrichter Zwayer verwarnt die beiden besten Trainer der Saison. (Foto: Ina Fassbender / AFP)

Das insgesamt leistungsgerechte 2:2 kommt für die Hoeneß-Elf in der Schlussphase sehr unglücklich zustande. Einen erheblichen Anteil daran hat Schiedsrichter Felix Zwayer, der schon vor der Pause die Kontrolle über das Spiel verliert. Reihenweise falsche Zweikampfbewertungen, keine Linie bei den persönlichen Strafen und eine insgesamt konfuse Spielleitung stellen dem kommenden EM-Referee und seinem Team ein mieses Zeugnis aus. Dass der Schubser und das Handspiel vor dem Last-Minute-Ausgleich nicht wenigstens überprüft werden, ist völlig unverständlich.

Vergessen zu knipsen

Auf die Frage, wie die Leistungsexplosion des VfB in dieser Saison zu erklären ist, fällt immer wieder der Name Alexander Nübel. Gerade in hart umkämpften Spielen wie am Samstag strahlt der gebürtige Paderborner viel Ruhe aus. In der 65. Minute wird er zum Hexer, als er zuerst einen Kracher von Adli entschärft und den Nachschuss von Hofmann artistisch über die Latte lenkt.

Auch beim Deutschen Meister ein starker Rückhalt: Alexander Nübel. (Foto: Pressefoto Baumann)

Auch Serhou Guirassy steht im Spitzenspiel immer wieder im Fokus. Er lässt sich fallen, legt Bälle ab und kommt vier Mal in aussichtsreicher Position zum Abschluss (14., 60., 72., 87.). Solche Torchancen lässt sich der Knipser vom Dienst normalerweise nicht entgehen.  

Als das Spiel Mitte der zweiten Halbzeit in seine entscheidende Phase geht, bringt Xabi Alonso mit Wirtz und Boniface zwei Spieler, die der Meistersaison der Rheinländer ihren Stempel aufgedrückt haben. Sein Gegenüber wechselt mit Dahoud und Jeong zwei Akteure ein, an denen das Spiel zum wiederholten Male vorbeiläuft. Da muss dem letzten klar werden, wie viel besser der Bayer-Kader in der Breite besetzt ist. Umso erstaunlicher, dass die Schwaben diesem Gegner drei Mal auf Augenhöhe begegnen konnten.

Abschiedstournee

Mit sieben Punkten und 12 Toren Vorsprung auf Platz fünf ist dem VfB drei Spieltage vor Saisonende die Champions-League-Qualifikation kaum mehr zu nehmen. Vielmehr geht es jetzt darum, sich würdevoll aus einer Saison zu verabschieden, die noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Bei allem Ärger über den späten Ausgleich dürfen wir nicht vergessen, wie hoch die Gesamtleistung des letztjährigen Tabellensechzehnten einzuschätzen ist. Die Fans dürfen sich wieder auf Spiele ihrer Mannschaft freuen. Das ist nach einem Jahrzehnt der Enttäuschungen bedeutsamer als ein dummes Gegentor in der Nachspielzeit.

Bayer 04 Leverkusen – VfB Stuttgart 2:2

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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