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Die finanzielle Lage – Der VfB und sein Budget

Der VfB Stuttgart treibt in der aktuellen Transferperiode den Umbruch des Profikaders voran. So verließen bereits 10 Spieler der abgelaufenen Rückrunde den Club, weitere werden höchstwahrscheinlich folgen. Dabei erzielte man vor allem durch die Abgänge von Benjamin Pavard (ca. 35 Millionen Euro) und Ozan Kabak (ca. 15 Millionen Euro) erhebliche Transfererlöse. Und obwohl bereits eine ganze Reihe von Neuzugängen präsentiert wurden, blieben große Investitionen bislang aus. Ist die finanzielle Lage angespannter als gedacht?

Entscheidend für die möglichen Transferaktivitäten eines Fußball-Clubs ist unter anderem die finanzielle Lage. Der Abstieg aus der ersten Bundesliga kostet, so sagt man, mindestens 40 Millionen Euro. Neben allen anderen Bereichen muss vor allem der Etat für die Lizenzspieler wesentlich heruntergesetzt werden. Der swr und focus spekulieren, dass der VfB seinen Eta von knapp 60 Millionen Euro auf ca. 40 Millionen Euro senken muss.

Trotzdem wurde uns von Clubseite immer der Eindruck vermittelt, dass der VfB gut aufgestellt ist und der Abstieg verkraftbar ist. Allein durch die Verkäufe von Benjamin Pavard und Ozan Kabak erhält man rund 50 Millionen Euro an Transfereinnahmen. Auch ein wegbrechender Priemium-Sponsor wie Würth wurde nach Aussage von Marketing-Vorstand Jochen Röttgermann bereits größtenteils aufgefangen. Unter anderem präsentierte man neue Sponsoren wie Mechatronik und 11teamsports. Damit braucht man den Vergleich mit den direkten Konkurrenten nicht scheuen. Auch Hannover, Nürnberg und Hamburg haben mit solchen Problemen zu kämpfen und bisher wesentlich weniger durch Spielerverkäufe verdient. Allerdings blieb die große Transferoffensive des VfB bislang aus. Es wurden bisher lediglich geschätzte 5,5 Millionen an Ablöse für 5 Spieler investiert. Warum agiert man so vorsichtig?

Anders als in der Vergangenheit

Vor 3 Jahren war der Aderlass nach dem Abstieg auch recht groß, aber holte man mit Simon Terodde den Torschützenkönig der abgelaufenen Zweitliga-Saison. Ein solcher Garant für den direkten Wiederaufstieg ist diesmal nicht dabei. Auch ein Transfer der Größenordnung Pavard (damals ca. 5 Millionen Euro Ablöse) wurde bisher nicht getätigt. Die Gerüchte zu Marvin Mehlem und vor allem Sasa Kalajdzic halten sich hartnäckig. Aber bisher hat der VfB hier keine Nägel mit Köpfen gemacht, obwohl die wichtige Saison-Vorbereitung bereits in vollem Gange ist. Worauf wartet man hier? Mit den Spielern ist man sich Medienberichten nach bereits einig. Es scheint also nur um die Ablösemodalitäten zu gehen. Feilscht der VfB also um jeden möglichen Euro? Beim Abschied von Ozan Kabak sagte Hitzlsperger unlängst, dass sie durch den Transfer „zusätzlichen finanziellen Spielraum für weitere Investitionen in den Kader“ haben. Aber ist man darauf wirklich angewiesen?

Fest steht, dass die Verpflichtungen im krassen Gegensatz zu der Vorgehensweise im letzten Sommer durch Michael Reschke steht. Dieser gab für Maffeo, Gonzalez, Sosa, Castro, Didavi und Massimo rund 35 Millionen Euro an Ablöse aus und machte mit dem ablösefreien Marc-Oliver Kempf nur ein echtes Schnäppchen. Hitzlsperger und Mislintat hingegen haben für Philipp Klement, den bislang teuersten Neuzugang, gerade einmal 2,5 Millionen Euro ausgegeben. Für das große PSG-Talent Tanguy Coulibaly, anderswo als „Juwel“ betitelt, war gar keine Ablöse fällig. Das geringere Budget ist dabei sicherlich nur ein Faktor für den großen Unterschied. Die neuen Verantwortlichen verfolgen eine ganz andere Strategie und haben vielleicht auch ein besseres Händchen bei der Auswahl potentieller Neuzugänge.

Aufstieg in Gefahr?

Der direkte Wiederaufstieg ist das erklärte Ziel, das unbedingt erreicht werden will. Denn schafft man es nicht im ersten Anlauf, wird es ungleich schwieriger. Auch finanziell. Um den Aufstieg zu schaffen, lässt man sich sogar auf einjährige Leihen ohne Kaufoptionen ein. Und das von potentiellen Stammspielern wie bei Kobel und Stenzel. Wie es nach dem Aufstieg auf diesen Positionen weitergeht, ist heute zweitrangig. Hauptsache, die Leihspieler helfen mit den VfB wieder nach oben zu bringen. Finanziell gesehen sind aber auch das „kleine“ Lösungen. Überhitzt scheint der Spielermarkt derzeit nicht zu sein, jedenfalls nicht in dem Segment, in dem der VfB bislang tätig ist. Atakan Karazor (ca. 800.000€) und Hamit Al Ghaddioui (ca. 300.000€) waren zumindest richtige Schnäppchen. Macht man hier die Not zur Tugend oder ist die finanzielle Lage vielleicht gar nicht so gut, wie gedacht?

Einen endgültigen Eindruck, wie viel der VfB wirklich investiert hat, werden wir davon erst zum Ende der Transferperiode bekommen. Erst dann können wir Ausgaben und Einnahmen einigermaßen gegenüberstellen. Bis dahin bleibt ein gewisses Fragezeichen.

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