Blasrohr gegen Elefant

Woche für Woche stellt sich die Bundesliga die Frage, wer zum Bayern-Jäger taugt. Das früher einmal als Südgipfel bekannte Duell zwischen dem VfB und den Bayern zeigt am Samstagnachmittag zumindest, wer es nicht kann. Afrikanischer Savannenelefant gegen Blasrohr und Papierkügelchen – so sehen zurzeit die Kräfteverhältnisse aus.
Dokumentiert werden sie durch ein zu hoch ausgefallenes 0:5. Die Deutlichkeit des Ergebnisses ergibt sich aus zwei Faktoren: Vincent Kompany setzt seine Mannschaft in jedem Spiel unter Volldampf, und der VfB will unter Hoeneß immer mitspielen. Die Hausherren lassen sich taktisch auf ein Eins-gegen-eins über den ganzen Platz ein und bekommen dafür in der zweiten Halbzeit die Quittung.
Zaubermaus und Präzisionsarbeiter
Tiefenläufe von den Außenpositionen ins Sturmzentrum, viele Positionswechsel, hohe Verteidigungslinien – die Zutaten des Kompany-Fußballs sind schmackhaft, führen allerdings zu einem riskanten Spielstil. Wenn alles gut geht, sieht es so aus, wie beim 0:1 durch Konrad Laimer, der sonst als Arbeitstier und nicht als Zaubermaus bekannt ist. Mit der Hacke legt der Rechtsverteidiger den Ball durch Nübels Beine ins Stuttgarter Tornetz.
Wenn der Gegner aber körperlich dagegenhält und Zweikämpfe gewinnt, ergeben sich Torchancen, wie die von Chema Andrés, der kurz vor der Pause freistehend aus elf Metern verzieht. Es bleibt die einzige Phase, in der die Schwaben mithalten können.
Mit der Einwechslung von Kane, Pavlovic und Karl kippt das Spiel endgültig auf die Seite der Gäste. Diaz vergibt aus bester Position (64.), doch dann zeigt Harry Kane, was ihn zu einem der besten Fußballer der Gegenwart macht. Aus 25 Metern katapultiert der Engländer den Ball mit einem Spannstoß aus dem Lehrbuch neben den Pfosten (66.).
Eine Frage der Qualität
Der VfB hat eben keinen Kane, auch keinen Upamecano, Laimer oder Olise, und nicht einmal der einst zum Neuer-Nachfolger auserkorene Nübel kann im Duell mit Nachwuchskeeper Urbig punkten. Gleich zweimal flutscht der Stuttgarter Nummer eins der Ball durch die Hände, beim zweiten Mal landet er zum entscheidenden 0:3 im Netz (78.).
Die gute Nachricht für alle VfB-Fans: Bayern ist zum Glück nur zweimal im Jahr. Die verbleibenden Gegner bis zur Weihnachtspause versprechen höhere Aussichten auf Erfolg. Gegen Tel-Aviv kann man Punkte für das direkte Weiterkommen in der Europa-League sammeln, Bremen und Hoffenheim sind Ligagegner auf Augenhöhe.
reybucanero74
Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson