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Zu gut für diese Liga?

In manchen Familien hält sich entgegen aller Trends die altmodische Tradition des Geschichtenerzählens. Wenn die Erwachsenen das Treiben der Kinder nicht länger ertragen, heißt es dann: Ab ins Bett. Ich erzähl dir noch eine Geschichte. Da der Nachwuchs aber heutzutage schon in jungen Jahren überall mitreden will und Informationen geradezu aufsaugt – vor allem die, die gar nicht für kleine Kinderohren gedacht sind – muss man höllisch aufpassen, was man ihnen auf der Bettkante erzählt. Wenn die Kleinen dann noch ihre Herzen hoffnungslos an den VfB verloren haben, können Gute-Nacht-Geschichten zu einem Ritt auf der Rasierklinge werden. Hört selbst:

Es war einmal ein stolzes Volk, das von abgehobenen Großschwätzern und angepassten Abnickern ins Verderben geführt worden war. Nach dem Abgang des despotischen Herrschers atmeten alle erleichtert auf, aber niemand wusste, wie es weitergehen sollte. Kurzerhand bildete man einen dreiköpfigen Rat aus dem Platzhalter des Königs, einem steinreichen Edelmann und einem treuen königlichen Gefolgsmann, die allerdings ihrerseits nicht ganz unschuldig am Leiden des Volkes waren. Die drei nannten sich königlicher Rat, obwohl der Thron ja eigentlich vorübergehend unbesetzt war, und überraschten das Volk mit einer gewagten Entscheidung: Sie wollten einen Generalfeldmarschall benennen, der fortan die alltägliche Regierungsarbeit in die Hand nehmen sollte.

Die Untertanen begannen unruhig zu werden, denn sie verstanden nicht, warum sich die Gesichter des Niedergangs nun als Geburtshelfer des Neuanfangs gerierten. Der Generalfeldmarschall sollte außerdem nicht etwa vom Volke gewählt, sondern von geheimnisvollen Beratern ausgesucht werden, die der Rat selbst beauftragt hatte.

Gleichzeitig sandte man den Platzhalter des Königs und andere Funktionäre ins Land, um an dunkelroten Tischen mit dem Volk über die Thronfolge zu diskutieren. Dort erklärte man den Untertanen, dass die Persönlichkeit der Bewerber zu schützen sei und daher auch die Auswahl der zwei Kandidaten hinter verschlossenen Türen geschehen müsse. Ein neuerliches Murren erhob sich, denn nicht alle konnten nachvollziehen, wie wichtig Datenschutz in diesen Zeiten war.

Das Schicksal des Reiches lag nun also in den Händen des königlichen Rates und der übrigen Funktionäre, während das Volk wieder einmal im Nebel stocherte …

Papa, was heißt Datenschutz? Und überhaupt: Kannst du keine schönen Geschichten erzählen? Welche, bei denen die Guten gewinnen?

Die Guten? Ganz wie du willst …

Es war einmal eine ganz in Rot gekleidete Mannschaft. Die schoss in der letzten Minute der Nachspielzeit eiskalt den 1:0-Siegtreffer, klatschte sich kurz ab, um dann siegesgewiss ihre Meisterschaftstournee durch die Stadien der Republik fortzusetzen.

Zwanzig Punkte aus acht Spielen? „Ja, da haben wir schon was liegen lassen“, antworteten sie nicht frei von Hochmut. Als drei wichtige Spieler kurzfristig verletzt ausfielen, wechselten sie ohne mit der Wimper zu zucken einen argentinischen Nationalspieler und den späteren Siegtorschützen ein.

Die gegnerischen Trainer verdrehten bereits hilflos die Augen und klagten: „Die sind einfach zu gut für diese Liga.“

Papa, hör bitte auf, mir Geschichten vom FC Bayern zu erzählen. Da krieg´ ich krasse Albträume: Die gewinnen jedes Spiel, werden am Ende mit fünfzehn Punkten Vorsprung Meister und „feiern“ mit bezahlten „Fans“ in Trachten und Lederhosen.

Keine Sorge, mein Kind. Ich kenne die Roten gut und so etwas würden die NIEMALS machen …

DSC Arminia Bielefeld – VfB 0:1

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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