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1000 Tage

Kaum hat das Jahr 2020 begonnen, ploppt die Push-Meldung auf: Pellegrino Matarazzo neuer VfB-Trainer. Pelle… wer? Nur Connaisseuren des Jugendfußballs und Hoffenheim-Insidern war der großgewachsene Assistent von Julian Nagelsmann bis dahin bekannt. Jetzt hat er die Stuttgarter Vereinslegende Arie Haan überholt, der von 1987 bis 1990 genau 999 Tage auf der Trainerbank saß. Zeit für einen Dankesbrief.

Gratulation zu 1000 Tagen als Cheftrainer beim VfB. (Bild: VfB-TV/vfb.de)

Caro Signore Matarazzo,

als Sie vor bald drei Jahren das Traineramt übernahmen, waren wir müde von endlosen Ballstafetten in der eigenen Hälfte. Wir sehnten uns nach geradlinig ausgespielten Angriffen und einer Restverteidigung, die diese Bezeichnung verdient. Wir hatten die Nase voll davon, uns selbst ein Bein zu stellen und wollten diesen kleinen Japaner mit der erstaunlichen Sprungkraft regelmäßig spielen sehen.

Seitdem haben wir zwei Jahre Corona-Pandemie und viele sportliche Ups und Downs erlebt. Wataru heißt inzwischen Legendo und Sie haben Fritzle so innig umarmt, wie wohl selten jemand zuvor. Am Anfang hielten wir Sie für einen kühl kalkulierenden Mathematiker, doch jetzt wissen wir, dass Sie auch ein brodelnder Vesuv sein können.

Spätestens seit Ihrer Gefühlsexplosion nach dem Siegtreffer gegen Köln ist klar, dass Sie von ganzem Herzen VfBler sind. Darauf erstmal einen Grappa! Oder lieber Whiskey?

Jeder VfB-Fan weiß heute, was ein Wingback und ein Mittelfeldtrichter ist. Das schnelle, vertikale Spiel durchs Zentrum hat uns in der ersten Saison nach dem Aufstieg von den Sitzen gerissen. Sie haben einige unserer Talente zu heiß umworbenen Spielern entwickelt und Nachwuchskickern beigebracht, was im Profifußball gefordert ist.

Nicht immer hat alles geklappt, was Sie sich ausgedacht haben und in letzter Zeit wurden wir nicht gerade mit Siegen verwöhnt. Doch niemals würde jemand daran zweifeln, dass Sie nach einer Niederlage unbeirrt auf den Trainingsplatz zurückkehren und den Blick nach vorne richten. „Ich kümmere mich um die Dinge, die ich beeinflussen kann“, sagen Sie gerne. In dieser Hinsicht können wir alle von Ihnen lernen.   

Aufgrund der mageren Punkteausbeute zum Saisonstart gibt es Stimmen, die an Ihrer Eignung für den schwierigen Trainerjob beim VfB zweifeln. Ich bin sicher, das wird Sie nicht aus der Ruhe bringen. Nach den Niederlagen in Wiesbaden und Kiel, nach der schmerzhaften Derbypleite, nach dem unglücklichen 1:2 in Hoffenheim und dem bitteren 0:2 in Berlin – Sie haben bisher immer eine Lösung gefunden und die Mannschaft wieder aufgerichtet. Nur eine Bitte: Lassen Sie uns nicht wieder bis zum letzten Spieltag zittern!

Congratulazioni per mille giorni al club e molto successo per il futuro!

Mit besten Wünschen

Christoph

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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