Späte Quittung

Bis zur 81. Minute führt der VfB in Freiburg mit 0:1, bevor die Elf von Julian Schuster das Spiel völlig verdient dreht. Trainerkollege Hoeneß ist bei der Pressekonferenz dementsprechend unzufrieden. In seiner neu formierten Mannschaft stimmt es vorne und hinten nicht. Manch leidgeprüfter VfB-Fan bekommt eine Vorahnung, wie zäh diese Saison werden könnte.
Medos Geistesblitz
Ein qualitativ besserer Kader, ein verunsicherter Gegner, eine frühe Führung – eigentlich liegt der erste Auswärtsdreier im Europa-Park-Stadion auf dem Silbertablett. Doch der Pokalsieger stellt die Angriffsbemühungen nach dem sehenswerten Hackentor von Ermedin Demirovic weitgehend ein und wird in der Schlussphase für seine Passivität bestraft.
Nach dem Woltemade-Abgang und der Undav-Verletzung war die Unterbesetzung im Angriff offensichtlich. Die Hoffnungen ruhen seitdem auf dem bosnischen Nationalspieler, dem einzigen verbliebenen Mittelstürmer. Nach einer Hereingabe von der linken Seite hat der Ex-Freiburger in der 20. Minute zwischen drei gegnerischen Verteidigern im Grunde keine Möglichkeit abzuschließen – es sei denn mit der Hacke in die linke Ecke des Freiburger Tors. Ein Geniestreich, der seine ansonsten wieder einmal unauffällige Vorstellung übertüncht.
Überhaupt plätschert das Baden-Württemberg-Duell über weite Strecken auf schwachem Niveau dahin. Die Hausherren sind nach den beiden Auftaktpleiten offenkundig verunsichert, das Spiel der Schwaben wirkt ideenlos und schwerfällig. Von der gut geölten Kombinationsmaschine der Vizemeister-Saison ist nichts mehr zu sehen.
Zusammengewürfelt
In der Offensive setzt Sebastian Hoeneß von Beginn an auf die beiden Last-Minute-Neuzugänge Badredine Bouanani und Bilal El Khanouss. Tomás sitzt von einem Infekt geschwächt zunächst auf der Bank, Führich ist auf dem Flügel nur noch dritte Wahl. Besonders bitter für den einstigen Senkrechtstarter, dass ihm Spieler vorgezogen werden, die erst seit wenigen Tagen bei der Mannschaft sind. Kein Wunder, dass den Weiß-Roten klare Strukturen und Abläufe fehlen.
Mit den Nationalspielern Mittelstädt, Stiller und Leweling sollte der VfB dennoch genügend Qualität auf dem Platz haben, um die Führung gegen biedere Breisgauer über die Zeit zu bringen. Doch auch die vermeintlichen Leistungsträger bringen am Samstag wenig Konstruktives zustande. Das Formtief der beiden zentralen Mittelfeldspieler lässt den Motor der Offensive stottern. Außer Nübel und Chabot erreicht in Freiburg keiner Normalform.
Wolkige Aussichten
Nach fünf Pflichtspielen müssen die VfB-Fans ernüchtert feststellen, dass die Probleme der Rückrunde nicht gelöst und weitere Defizite hinzugekommen sind. Ablesen kann man die Malaise zum einen am zähen Spielvortrag, zum anderen an den unbefriedigenden Ergebnissen. Die drei ersten Gegner in der Bundesliga haben selbst einen schlechten Start erwischt. In Gladbach brennt der Baum nach dem 0:4 gegen Bremen lichterloh, Union kassiert gegen Hoffenheim ebenfalls vier Tore im heimischen Stadion und die Einfallslosigkeit des SC Freiburg am Samstag riecht eher nach Platz 13 als nach internationalem Geschäft.
Der Hoeneß-Elf gehen der Spielfluss, die Dominanz und die Selbstverständlichkeit früherer Tage ab. Zudem ist der Kader nicht stimmig zusammengestellt, die Neuzugänge noch nicht integriert. Die Transferphase hat zwar das Konto gefüllt, gleichzeitig aber die Wettbewerbsfähigkeit der Mannschaft beeinträchtigt. Sebastian Hoeneß muss nun aufs Neue beweisen, dass er ein außergewöhnlicher Trainer ist.
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reybucanero74
Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson