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Klinslsperger und der vertrocknete Ast

In einer schummerigen Eckkneipe im Herzen Cannstatts unterhalten sich der emeritierte Universitätsprofessor Helmut B. und der treue Kuttenträger Fritz W.

F.: Was hältst du von unserem neuen Hoffnungsträger, Professor? (schüttet den Rest seiner Halben runter und bestellt gleichzeitig per Handzeichen eine neue)

H.: Hoffnungsträger? Feuerwehrmann ohne Löschzug, würde ich sagen. Schau mal, Fritz, wie soll ein Sportvorstand denn das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft kitten? Der hat erstmal genug damit zu tun, sich einzuarbeiten und ein kompetentes Team aufzubauen. (nippt an seinem Viertele)

F.: Zumindest ist der Hitz einer von uns. Endlich haben die da oben verstanden, dass ein Rheinländer nicht nach Cannstatt gehört. (schlägt mit der Faust auf die Theke)

H.: Gar nichts haben die verstanden. Der Rheinländer bekommt sogar die erste leistungsbezogene Abfindung der Clubgeschichte: Je mehr Lobeshymnen er auf seinen Ex-Boss anstimmt, desto mehr kassiert er. Denn der Dietrich steht auch im Aufsichtsrat inzwischen gehörig unter Druck. Da regieren jetzt die Wirtschaftsbosse und denken in erster Linie an ihr Investment. Liefert er nicht bald Ergebnisse, sägen die ihn ab wie einen vertrockneten Ast.

F.: Apropos vertrockneter Ast … (lacht glucksend) … genau so sah der Dietrich bei der Pressekonferenz aus. Der konnte nicht mal mehr 19 plus 3 rechnen …

H.: Weil er genau spürt, dass sein Projekt gegen die Wand fährt. Dietrich ist im Überlebensmodus.

F.: Aber Professor, dann wäre doch jetzt die beste Gelegenheit, einen wie den Klinsmann als Präsidenten in Stellung zu bringen. Klinslsperger! Und statt Krombacher ein gescheites Schwabenbräu im Stadion!

H.:  Wenn ich die Zeitung lese, habe ich fast den Eindruck, dass der Jürgen schon unterwegs ist. Aber mal ehrlich: Wenn du in einem sonnigen Badeort am Pazifik residierst, hättest du dann Lust auf die dicke Luft im Stuttgarter Kessel? Wenn der Klinsmann kommt, dann nur zu seinen Konditionen.

F.: Ha, der würde seine Gummibänder und Fitnesstrainer aus Kalifornien mitbringen, dann könnte der Gomez wieder sprinten wie ein Jungspund. (rülpst vernehmlich)

H.: Du hast schon Recht, Fritz, der Jürgen kann die Leute mitnehmen. Aber vom operativen Geschäft versteht er auch wenig. Und obwohl er immer so unschuldig lächelt, hat er es faustdick hinter den Ohren.

F.: Du meinst also, er wäre der nächste Sonnenkönig?

H.: Hm … (wirft einen tiefen Blick in seinen Trollinger), zuerst müsste man Vorstand und Aufsichtsrat in ein vernünftiges Gleichgewicht bringen. Der Vorstand mit einem Vorstandsvorsitzenden an der Spitze soll die sportlichen Geschicke leiten, während der Aufsichtsrat wirklich nur eine kontrollierende Funktion übernimmt. Da ist einiges in Schieflage geraten, in Dietrichs sauberer AG.

F.: Kommt dann auch der Guido zurück?

H.: Der tingelt doch jetzt durch die Fernsehstudios mit seiner Sportkompetenz (malt mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft und zieht eine Grimasse). Fest steht, dass die derzeitige Besetzung des Aufsichtsrats unausgewogen ist. Obwohl Daimler nur knapp 12 Prozent der Anteile an der AG hält, sind sie mit Porth und Reiner gleich doppelt vertreten. Ohlicher ist der letzte Aufsichtsrat mit sportlichem Hintergrund.

F.: Naja, ehrlich gesagt ist mir das mit dem Schwabenbräu sowieso viel wichtiger. Schlechtes Bier und verkohlte Rote. Das versaut mir den ganzen Stadionbesuch.

H.: Siehst du, Fritz, das Hemd ist uns eben näher als der Rock … (grinst), aber wenn du einem Club vorstehst, der vom Bodensee bis ins Fränkische, von der Ostalb bis tief in den Schwarzwald die Menschen bewegt, dann darfst du nicht nur an dich selbst denken.

F.: (Richtung Theke) Noch ein Viertele und eine Halbe. Und zwei Obstler. (Richtung Professor) Seit wann trägst du denn Röcke?

H.: (lacht) Prost, alter Fritz!

F.: (zwinkert dem Professor zu) Hau weg, … den Ast.

(kippen ihre Obstler)

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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