Allgemein

Galicisches Bollwerk geknackt

Die Neuzugänge El Khannouss (li.) und Bouanani feiern das 2:0. (Foto: AFP)

Für den VfB und seine Fans sind internationale Spiele unter der Woche noch längst keine Routine. Zum ersten Mal seit 12 Jahren nehmen die Schwaben in dieser Saison wieder an der Europa-League teil. Hier heißen die Gegner nicht Real Madrid oder Paris Saint Germain, sondern bewegen sich eher auf Augenhöhe: Celta de Vigo aus Galicien, der Tabellensiebte der vergangenen Saison in der spanischen La Liga, gibt am Donnerstag im Neckarstadion seine Visitenkarte ab.

Sowohl die Mannschaft als auch die Fans möchten nach dem durchwachsenen Saisonstart in den nationalen Wettbewerben ein Signal senden: Wir wollen im Europapokal etwas erreichen. Der hochverdiente 2:1-Sieg und eine engagierte Leistung unterstreichen die Ambitionen.

Die Cannstatter Kurve hat Lust auf weitere Pokale. (Foto: Pressefoto Baumann/Volker Mueller)

Das Spiel entwickelt sich wie erwartet: Die Gäste aus Galicien verdichten die Räume um den eigenen Strafraum, der VfB sucht meist vergeblich nach Lücken. Immer wieder rennen sich die Hausherren in der vielbeinigen Gästeabwehr fest. Viele Angriffe werden durch die Mitte vorgetragen, und wenn es einmal über die Flügel geht, fehlen die Abnehmer im Strafraum. Die einzigen nennenswerten Torchancen einer dominanten ersten Hälfte haben Leweling nach Chemas zu unplatziertem Kopfball (9.) und Assignon mit einem satten Rechtsschuss aus rund 20 Metern (38.).

Celta de Vigo kommt nur selten in die Nähe des Stuttgarter Tores, da die Hoeneß-Elf nach Ballverlust sofort aggressiv ins Gegenpressing geht. Aus den vielen hohen Ballgewinnen können die Weiß-Roten allerdings wenig Kapital schlagen. Die Tore entspringen dann aus zwei Unaufmerksamkeiten, der sonst so disziplinierten Galicier: Zuerst lässt Marcos Alonso nach einem weiten Schlag von Torhüter Nübel Bouanani ziehen (51.), eine gute Viertelstunde später schläft die Celta-Abwehr nach einer kurz ausgeführten El Khannouss-Ecke (68.).  

Neue Breite

Drei Tage vor dem nächsten Pflichtspiel dürfte Sebastian Hoeneß zufrieden registrieren, dass er auf vielen Positionen ohne großen Qualitätsverlust rotieren kann. Zurzeit verfügt er über vier Innenverteidiger mit Startelfpotenzial, von denen sich am Donnerstag vor allem Chabot-Ersatz Ramon Henriks in Topform präsentiert. Mit konsequentem Vorwärtsverteidigen und körperlicher Robustheit lässt er seinen Gegenspielern wenig Raum. Mit einer spektakulären Grätsche macht er wieder einmal seinem Ruf als Flying Dutchman alle Ehre.

Für die vier offensiven Positionen stehen dem Trainer derzeit sechs Spieler zur Verfügung, die den Anspruch auf einen Stammplatz erheben. Die Neuzugänge Bouanani und El Khannouss beweisen mit ihren Toren, dass sie echte Verstärkungen werden können. Auf den Flügeln harmonieren die Pärchen Assignon und Bouanani sowie Mittelstädt und Leweling phasenweise erstaunlich gut. Vagnoman und Führich müssen sich ins Zeug legen, um da mithalten zu können.

Der Klops des Käptn

Auch in der Europa-League bekommt Chema Andres im defensiven Mittelfeld den Vorzug vor Karazor und zeigt erneut eine solide Leistung. Der junge Spanier ist körperlich sehr präsent, verfügt aber über mehr Dynamik und eine für sein Alter erstaunliche Pressingresistenz.

Hinzu kommt, dass sich Karazor gerade nicht in Bestform befindet und durch seine Nichtberücksichtigung verunsichert wirkt. Ein Ballverlust wie vor dem Anschlusstreffer durch den ewigen Borja Iglesias (86.) passiert dem gewöhnlich sehr ballsicheren Kapitän nur selten. Für seine persönliche Autorität und das Gleichgewicht in der Mannschaft wäre es wichtig, dass er in den kommenden Wochen zu alter Stärke zurückfindet.

Schon am Sonntagabend in Köln wird es für Spieler aus der zweiten Reihe die Möglichkeit geben, sich beim Trainer in Erinnerung zu bringen. Die neue Breite im Kader kommt nämlich nur dann zur Geltung, wenn alle den Konkurrenzkampf annehmen.

Zum Weiterlesen:

Sebastian Hoeneß macht es unnötig spannend! – Vertikalpass

Souverän mit Schreckmoment – Rund um den Brustring

VfB Stuttgart in der Europa League: Demirovic schießt jetzt Woltemade-Tore – Sport – SZ.de

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.