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Die magischen Vierzig

Maxi Mittelstädt nach seinem Traumtor zum 3:1. (Foto: vfb.de)

Als im Freiburger Europa-Park Stadion schon fast 100 Spielminuten abgelaufen sind, geht es nochmal drunter und drüber. Philipp grätscht rücksichtslos gegen Stiller, der schubst, ein Rudel bildet sich. Die Gastgeber sind offensichtlich ganz schön frustriert, dass sie auch im zweiten Saisonspiel gegen die Schwaben den Kürzeren ziehen. Die Gäste entführen aufgrund der überlegenen Anfangsphase verdient drei Punkte aus dem Breisgau.

Zwei Tage vor dem DFB-Pokal-Viertelfinale und mit nunmehr 40 Zählern auf dem Konto entscheidet sich in den kommenden Wochen, ob der VfB „nur“ eine sorgenfreie Saison spielt oder etwas Großes erreichen kann. Das Team von Christian Streich muss erkennen, dass sie dem Rivalen aus dem Ländle spielerisch zurzeit wenig entgegenzusetzen haben. Nach dem 0:5 im August setzt es nun eine 1:3-Heimniederlage. Sobald sich die badischen Heißsporne etwas abgekühlt haben, werden sie zugeben, dass sie mit dem Ergebnis im Grunde gut bedient sind.  

Blitzstart

Sebastian Hoeneß behält die Formation aus dem überzeugenden Leipzig-Spiel weitgehend bei. Nur Leweling muss etwas überraschend auf der Bank Platz nehmen, während Undav wieder die Rolle in der Sturmspitze übernimmt. Auf der rechten Position der Dreierkette kommt Leonidas Stergiou zu seinem Startelfdebüt in der Bundesliga.

Schon nach 18 Minuten ist die Partie eigentlich entschieden: Beim Stande von 0:2 rauscht der junge Merlin Röhl mit offener Sohle in Maxi Mittelstädt und sieht dafür völlig zurecht Rot. Der VfB muss sich vorwerfen, das Spiel in der Folge nicht endgültig entschieden zu haben. Torchancen dazu gibt es genug.

Und dann passiert, was passieren muss: In der zehnten Minute der Nachspielzeit gelingt Kübler noch vor der Pause der Anschlusstreffer. Wieder einmal verteidigt die Stuttgarter Hintermannschaft eine Ecke schlecht: Nübel verschätzt sich beim Herauslaufen, während sich Anton und Rouault gegenseitig behindern.

Lukas Kübler gelingt kurz vor der Pause der Anschlusstreffer. (Foto: Achim Keller)

Im zweiten Durchgang zeigen die Freiburger, wie man einem Gegner auch in Unterzahl auf die Nerven gehen kann. Erst in der 74. Minute erlöst Maxi Mittelstädt seine Mannschaft. Doch auch beim Stand von 1:3 bleibt die Partie hektisch. Ginter, Gregoritsch und Eggestein scheitern in der Schlussphase an Nübel und Rouault. Wenige Tage vor dem wichtigen Pokalspiel hätte eine echte Spitzenmannschaft den Sieg geruhsamer nach Hause gebracht.

Chip it like Mittelstädt

Wie gegen Leipzig ragt einmal mehr Deniz Undav aus der Mannschaft mit dem Brustring heraus. Obwohl der Leihspieler aus Brighton ein Tor und zwei Vorlagen zum Sieg beiträgt, wollen wir heute Maxi Mittelstädt feiern. Als Knipser oder gar Zauberer hat er sich nämlich bisher noch keinen Namen gemacht. Sein letztes Bundesligator schoss er vor vier Jahren – gegen den VfB. Wie er den Ball in der 74. Minute aus spitzem Winkel ansatzlos über den verdutzten Atubolu lupft, ist ganz großes Kino. Die Entwicklung des Ex-Herthaners gehört zu den größten Überraschungen dieser Saison.

Undav verwertet Antons pavardesken Vertikalpass zum 1:0. (Foto: Pressefoto Baumann)

Genauso feiern dürfen wir aber den unwiderstehlichsten Vertikalpass seit Benjamin Pavard. Anton zerteilt die Freiburger Defensive wie einst Moses das Rote Meer, Undav nimmt perfekt mit und lässt Atubolu aus 18 Metern keine Chance (3.).

Obwohl die Abwehrkette mit dem 22-jährigen Rouault und dem 21-jährigen Stergiou über weite Strecken stabil steht, wird deutlich, dass die schwere Verletzung von Daxo Zagadou nicht leicht zu kompensieren sein wird. Seine Lufthoheit, seine Präsenz und die gute Spieleröffnung werden die Schwaben in den nächsten Monaten schmerzlich vermissen.

Die Breisgau-Uruguayos

Die Zeit der Breisgau-Brasilianer um Rodolfo Cardoso ist vorbei. Eher möchte man den Schützlingen von Christian Streich ein Seminar zur Impulskontrolle empfehlen – und dem Coach gleich mit. Dass Merlin „Dunkelröhl“ rücksichtslos mit offener Sohle durchzieht, ist nicht etwa auf einen Ausrutscher zurückzuführen, sondern Teil der Freiburger Spielweise. Zahlreiche Situationen beweisen auch am Samstag, dass Treten, Lamentieren und Simulieren den Südbadenern inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen sind. Die Platzverweis-Könige aus Uruguay lassen grüßen.

Der VfB hat sich bereits am 20. Spieltag den Klassenerhalt gesichert. Ab jetzt beginnt die Kür. Leverkusen ist die nächste Station auf dem Weg zum Pokal-Titel, der wohl selten so greifbar war. In den verbleibenden 14 Bundesligaspielen können die Weiß-Roten beweisen, dass sie auf dem Weg zu einer echten Spitzenmannschaft sind. Mal sehen, ob dann auch der guineische Magier und der kongolesische Pfeil die Fans wieder verzaubern.

 SC Freiburg – VfB Stuttgart 1:3

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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