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Die Facebook-Abrechnung

Nach knapp drei Jahren ist Riethmüllers Zeit beim VfB schon wieder vorbei. (Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch)

Die Eskalation in Folge des Wechsels beim Aufsichtsratsvorsitz ist seit Mittwoch um ein Kapitel reicher: Christian Riethmüller erklärt seinen Rücktritt von allen Ämtern. Ein respektabler Schritt, wenn man die Verschiebung der Machtverhältnisse in den vergangenen Wochen bedenkt. Andererseits: Die Art und Weise des Abgangs wirft einige Fragen auf. Und die vereinspolitische Konstellation im Vorfeld der Mitgliederversammlung am 28. Juli bleibt kompliziert.

Facebook-Abschied

Seine Motive erläutern, sich bedanken, dem Verein alles Gute für die Zukunft wünschen, so ähnlich erwartet man eine professionelle Rücktrittserklärung. Riethmüller dagegen erhebt in einem emotionalen Text schwere Vorwürfe gegen Claus Vogt und Teile des Vereinsbeirats. Sein Facebook-Eintrag liest sich wie eine Abrechnung.

In den entscheidenden Punkten ist das Schreiben allerdings unpräzise und inkongruent. So kann der Osiander-Geschäftsführer den Hauptvorwurf gegen das Präsidium nicht entkräften. Genau genommen finden die VfB-Mitglieder nicht einmal den Ansatz einer Erklärung, warum sie in der Frage des Aufsichtsratsvorsitzes nicht beteiligt wurden.

Zum Vorsitz im Aufsichtsgremium hat Riethmüller seine Meinung erstaunlich schnell geändert: Vor einem Jahr bezeichnete er das Ausgliederungsversprechen in einem Zeitungsinterview noch als Fehler: „Das (der Aufsichtsratsvorsitzende) muss jemand mit Gremienerfahrung sein, und wir haben ja richtig gute Leute im Aufsichtsrat“. Im Rücktrittsschreiben heißt es auf einmal: „Der Aufsichtsratsvorsitz sollte perspektivisch immer von einem Präsidiumsmitglied des Vereins wahrgenommen werden.“

Doppeltes Spiel

Lange, etwas ungelenk formulierte Texte voller Anschuldigungen und persönlichen Spitzen? Das kennen wir doch irgendwoher. Riethmüller bezeichnet es zwar als Fehler, die Initiative „Zukunft_VfB“ „bei der Gestaltung eines Textes unterstützt“ zu haben, verschweigt aber seine Rolle bei früheren Initiativen, die in ihrem Duktus, ihren Zielen und den erhobenen Vorwürfen erstaunlich ähnlich klingen.

Insgesamt wirkt die Erklärung wie die Abrechnung eines Funktionärs, der die Unzulänglichkeiten anderer sehr persönlich nimmt, eigene Fehler aber nur zugesteht, wenn sie nicht mehr abzustreiten sind.

Man wird den Eindruck nicht los, dass Riethmüller seit längerer Zeit ein doppeltes Spiel spielt. Einerseits unterstützt er mit großem Engagement die Abteilungen des Vereins, andererseits befördert er im Hintergrund Initiativen, die das Ziel haben, Gremienmitglieder des Vereins zu diskreditieren.

Wie geht es jetzt weiter?

Das Präsidium ist auch mit zwei Mitgliedern handlungsfähig. Allerdings haben sich die Gewichte verschoben. Claus Vogt könnte ab sofort Entscheidungen mit der doppelten Stimme des Präsidenten gegen den Willen Adrions durchdrücken.

Klug wäre ein solches Vorgehen allerdings nicht. Die beiden verbliebenen Präsidiumsmitglieder haben durch die Ereignisse der letzten Wochen so stark an Glaubwürdigkeit verloren, dass es nur noch darum gehen kann, die im Sommer anstehenden Entscheidungen gut vorzubereiten. Unter anderem sollte das Präsidium neu gewählt und die Frage des Aufsichtsratsvorsitzes geklärt werden. Zumindest zum ersten Punkt hat Riethmüller mit seinem Rücktritt etwas beigetragen.

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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