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Auf großer Bühne

Angelo Stiller und der VfB verzweifeln an Reals Torwart Courtois. (Foto: Eibner-Pressefoto/Joerg Nieberga/Eibner/IMAGO)

Der VfB ist wieder da. Ohne auf der ersten großen Reise nach langer Abstinenz dabei gewesen zu sein, kann man nur erahnen, welche Bedeutung der Gastauftritt im Estadio Santiago Bernabeu für den Klub und seine Fans hat. Mit einer Mischung aus Stolz und Staunen saugen die Schwaben jeden Moment rund um das Champions-League-Spiel beim königlichen Klub aus Madrid auf. Dass die Punkte nach einer lange offenen Partie in der spanischen Hauptstadt bleiben, ist zwar schade, tut dem Hochgefühl dennoch keinen Abbruch.

Hoeneß-Ball im Bernabeu

Der Underdog hat den Ball, der große Favorit schaut zu. Was verrückt klingt, ist für Kenner des Ancelotti-Teams keine Überraschung. Die Superstars um Mbappé und Vinicius Junior schauen sich erstmal an, was der Gegner mit dem Spielgerät anzufangen weiß. Wie ein Raubtier wartet der Titelverteidiger, bis sein Gegenüber eine Schwäche zeigt. Der VfB hält lange stand und fällt am Ende doch.

Den Respekt der internationalen Fußballszene haben sich die Schwaben trotzdem verdient. Auf der Ehrentribüne sollen Legenden wie Raúl González und Emilio Butragueño auf Vater Hoeneß zugekommen sein, um ihn für den Mut und die Leistung seines Sohnes auf der Trainerbank zu beglückwünschen. Auch Antonio Rüdiger und Jude Bellingham zollen den Roten mit dem weißen Brustring nach dem Spiel Anerkennung.  

Ballstafetten

Der VfB tut das, was er unter Sebastian Hoeneß seit anderthalb Jahren tut. Er lässt den Ball laufen und spielt mutig nach vorne. In der Anfangsphase muss Thibaut Courtois einige Male in höchster Not retten. Hätten Millot, Undav und Leweling die Angriffe etwas präziser abgeschlossen, würden wir heute womöglich über ein Fußball-Wunder sprechen.

Angelo Stiller und Atakan Karazor sind für den Trainer unverzichtbar, wenn es darum geht, ein Spiel aus dem Zentrum heraus zu lenken. Aber nicht nur sie legen am Dienstagabend ihre internationale Reifeprüfung ab: Deniz Undav trifft nach seinem Premierentor für die Nationalmannschaft nun auch zum ersten Mal in der Champions-League. Enzo Millot tanzt durch das Mittelfeld, als wolle er sich direkt für eine Anstellung bei den Königlichen bewerben. Und Jamie Leweling beweist seinen Kritikern, dass er auf höchstem europäischem Niveau mithalten kann. Mit seiner Schnelligkeit und Robustheit bringt er die Real-Abwehr immer wieder in Verlegenheit.  

Weniger glücklich verläuft der Abend für die Abwehr. Alexander Nübel sieht beim zweiten und dritten Gegentreffer gar nicht gut aus, Anthony Rouault läuft den Gegenspielern bei seinem Startelfdebüt nach überwundener Schulterverletzung nicht nur einmal hinterher und Maxi Mittelstädt verursacht mehrere brenzlige Situationen vor dem eigenen Tor. Auch in Cannstatt macht man nun die Erfahrung, wie schwierig es ist, die Form der Vorsaison nach einem großen Turnier im Sommer zu konservieren.

Mehr als Schulterklopfen

Große Spiele wie das am Dienstagabend in Madrid haben ihre Tücken: Schon am Sonntag wartet mit Borussia Dortmund der zweite Finalist von Wembley 2024. Bei den Schwarz-Gelben sitzt der Stachel aus der vergangenen Saison tief. Gleich drei Mal zogen sie da den Kürzeren gegen den vermeintlichen Außenseiter.

Im Sommer haben dann mit Guirassy und Anton zwei Führungsspieler das Trikot getauscht – gegen ein üppiges Schmerzensgeld natürlich. Im Neckarstadion stehen am vierten Spieltag der Bundesliga also nicht nur drei Punkte auf dem Spiel. Es geht um die Ehre. Können Chabot, Demirovic und Co. zeigen, dass der VfB die hochkarätigen Abgänge verkraftet hat? Mit prominentem Schulterklopfen allein darf man sich am Neckar nicht zufriedengeben.

Zum Weiterlesen:

VfB gegen Madrid in der Champions League: Selbst Real-Größen huldigen Hoeneß – Sport – SZ.de (sueddeutsche.de)

Real? Who the f…ck is Real? – Vertikalpass

Stolz – Rund um den Brustring

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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