Auf der Suche nach dem Flow

Die Bilanz des VfB seit der Paris-Klatsche ist durchwachsen. Dem Halbfinaleinzug im DFB-Pokal und dem Auswärtscoup in Dortmund stehen Heimniederlagen gegen Gladbach und Wolfsburg sowie die unbefriedigende Punkteteilung am Sonntag im Kraichgau gegenüber.
Auf Tabellenplatz 7 geht die Hoeneß-Elf mit zwei Punkten Rückstand auf die Europa-League-Plätze ins letzte Saisondrittel. Die Mannschaftsleistung beim „Heimspiel“ in Sinsheim kann trotzdem Mut machen für die 11 ausstehenden Partien. Mit der Schärfe und der Spielfreude der ersten 30 Minuten haben die Weiß-Roten durchaus Chancen, die nötigen Punkte für die erneute Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb zu holen.
Was dafür spricht und was dagegen, lest ihr im folgenden Sixpack.
- Man kombiniert wieder: Mittelstädt passt den Ball vom linken Flügel flach und scharf an die Strafraumkante, Undav lässt clever für Woltemade durch, der mit Übersicht ins rechte Eck abschließt (9.). Solche Kombinationen haben die VfB-Fans in den vergangenen Wochen selten gesehen. Auch im weiteren Verlauf blitzt immer wieder Spielwitz auf. Um zu alter Stärke zu finden, braucht die Mannschaft ein Revival des Hoeneß-Balls der Vizemeister-Saison.
- Super-Einstand: Finn Jeltsch? Nur FCN-Fans und Connaisseuren des Junioren-Fußballs dürfte der Name ein Begriff gewesen sein, bevor der 18-jährige Innenverteidiger Anfang des Monats aus Nürnberg zum VfB wechselte. In Hoffenheim feiert er sein Startelfdebüt im Brustring und überzeugt auf ganzer Linie: Zweikampfstark und erstaunlich abgeklärt spielt der Neuendettelsauer seinen Part an der Seite von Abwehr-Jeff Chabot.
- Wolte made it again: In einer Saisonphase, in der einige Offensivakteure ihre Form suchen, drängt Quick-Nick ins Rampenlicht. Nach seinem Slalom-Tor gegen Wolfsburg trifft der Zwei-Meter-Mann auch in der Pre-Zero-Arena. Mit 11 Saisontoren (8 in der Liga, 3 im Pokal) ist er nun vor Demirovic und Undav (je 10 Saisontore) bester Torschütze im Brustring. Wenn die Mannschaft höheren Ansprüchen genügen will, sollten allerdings auch die Kollegen bald wieder zu Höchstform auflaufen.
- Sack nicht zugemacht: Nach der 1:2-Niederlage gegen Wolfsburg lässt der VfB wieder Punkte nach einer Führung liegen. Kein Ligakonkurrent hat in der Schlussviertelstunde so viele Gegentreffer kassiert wie die Schwaben. Hinzu kommt die fehlende Präzision vor dem gegnerischen Tor. Karazor, Stiller, Woltemade und Undav vergeben nach dem frühen 0:1 beste Chancen auf einen Zwei-Tore-Vorsprung. Eine derart überlegen geführte Partie muss eine Mannschaft mit internationalen Ambitionen nach Hause bringen.
- Dicke Brocken: Bayern, Kiel, Leverkusen, Frankfurt – die nächsten Gegner wecken nicht unbedingt die Hoffnung auf eine Siegesserie. Wenn der VfB im März nicht den Anschluss an die internationalen Plätze verlieren will, sollte er aus diesen vier Spielen mindestens zwei Siege holen. Gesucht wird Leichtigkeit und die letzte Überzeugung – also der Flow, der die Hoeneß-Elf in der Rückrunde der vergangenen Saison durchstarten ließ.
- No risk, no fun: Viele Teams der Bundesliga bevorzugen risikoarme Matchpläne, um zum Erfolg zu kommen. Dadurch neutralisieren sich die Kontrahenten bisweilen und bieten dem Fußball-Feinschmecker Magerkost. Darüber diskutiert Max-Jacob Ost im Podcast Rasenfunk mit seinen Gästen Jonas Friedrich und Martin Rafelt. Dem VfB kann man manchmal vorwerfen, ein zu hohes Risiko einzugehen: Trotz Führung und Spielkontrolle geben die Weiß-Roten Spiele aus der Hand. Zuletzt wurden sie zweimal im eigenen Stadion ausgekontert, am Sonntag laden sie Orban in der 74. Minute zum Ausgleich ein. So wird es schwer, in einen Flow zu kommen.
TSG Hoffenheim – VfB Stuttgart 1:1
Zum Weiterlesen:
Zu blöd für Europa? – Vertikalpass
reybucanero74
Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson