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Ansah stiehlt dem VfB die Show

Doppeltorschütze Ilyas Ansah schickt den VfB auf die Bretter. (Foto: JOHN MACDOUGALL)

Nach dem Supercup und der Saisoneröffnung gegen Bologna verliert der VfB auch sein erstes Pflichtspiel. Diesmal scheitert die Hoeneß-Elf aber weder an einem übermächtigen Gegner noch am „erwachsenen“ Spielstil, sondern an sich selbst. Zum Matchwinner im Stadion an der alten Försterei wird ein schlaksiger, fast zwei Meter langer Stürmer. Nick Woltemade landet währenddessen mit seinen Kameraden auf dem Boden der Tatsachen.

Der Faktor Überraschung

Big Nick war während der Sommerpause in aller Munde, mit Ilyas Ansah hat offensichtlich niemand gerechnet. Der Neuzugang aus Paderborn trifft zwei Mal sehenswert, die stärker eingeschätzten Gäste stehen nur Spalier. Stiller führt vor dem 1:0 einen Zweikampf der Marke Trainingsspiel, Mittelstädt lässt sich beim Konter zum 2:0 abkochen wie ein Rookie und auch Nübel sieht nicht gerade aus wie der kommende Nationaltorwart. Der 6-Tore-Stürmer der vergangenen Zweitligasaison ergreift die Chancen beim Schopf und lässt sich zurecht feiern.

Mit den eigenen Torchancen gehen die Schwaben verschwenderisch um. Chabot (12.), Vagnoman (31.), Leweling (35.), und Karazor (44.) scheitern alleine im ersten Durchgang aus bester Position an Rönnow und sich selbst. Das Aufbauspiel ist zu behäbig, die Pässe ins letzte Drittel zu ungenau, die Angreifer zu sehr mit sich selbst beschäftigt. So kann man selbst einen biederen Kontrahenten wie Union Berlin nicht in Verlegenheit bringen.

Dreiersturm ohne Wirkung

In Köpenick starten zum ersten Mal in einem Pflichtspiel Undav, Woltemade und Demirovic gemeinsam. Was nach einer geballten Ladung Torgefahr klingt, entpuppt sich als lösbare Aufgabe für die Abwehr um Youngster Leopold Querfeld.  

Mit Undav und Woltemade hat der VfB zwei Neu-Nationalspieler in seinen Reihen, die innerhalb kürzester Zeit zu vermeintlichen Superstars wurden. Die Stärken der beiden kennt inzwischen jede Bundesliga-Abwehr, ihre Schwächen sind allerdings auch nicht zu übersehen. Woltemade verpasst oft den richtigen Zeitpunkt für das Abspiel und beläuft die falschen Räume. Sein Timing beim Kopfball ist nach wie vor höchstens mittelmäßig.

Undav fühlt sich als Vize-Kapitän inzwischen für Dinge verantwortlich, die andere besser können. Er tritt sogar Ecken und schleppt Bälle im Mittelfeld. Auf Überraschungseffekte im gegnerischen Strafraum und seine Kaltblütigkeit vor dem Tor warten die VfB-Fans am Samstag dagegen vergeblich.  

Wo bleibt die Entwicklung?

Kaum Veränderungen im Kader, eine ungestörte Vorbereitung, beste Stimmung im Umfeld – zum Saisonstart haben die VfB-Verantwortlichen wenige Argumente, um den Fehlstart und die dürftige Leistung in Köpenick zu erklären. Neben der Formschwäche einzelner Spieler wirkt die Mannschaft insgesamt schlecht austariert. An Taktgeber Stiller läuft das Spiel vorbei und die Rotationen der drei Angreifer verwirren eher die Mitspieler als die gegnerischen Verteidiger.

Von außen ist schwer zu verstehen, warum Jaquez den Vorzug vor U21-Nationalspieler Jeltzsch und dem Premier-League erfahrenen Al-Dakhil bekommt. Den rechten Flügel besetzt Trainer Hoeneß mit dem hölzernen Vagnoman, obwohl ihm mit Führich, Tomás, Jovanovic und Diehl gleich vier flinke Außenspieler zur Verfügung stehen. Alexander Nübel hätte die eine oder andere Trainingseinheit nach seiner hartnäckigen Schulterverletzung wohl mehr gebracht als die schnelle Rückkehr in die Startelf.

Nach der schwachen Rückrunde wollte das Trainerteam an den Schwächen arbeiten und mehr taktische Variabilität einstudieren. Nach den Eindrücken vom ersten Bundesliga-Spieltag ist man damit noch  nicht allzu weit gekommen.

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Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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