Zwei Riesen

Zwei Mal geht der FC Augsburg an diesem regnerischen Novemberabend in Cannstatt in Führung – und doch fährt das Team von Sandro Wagner am Ende enttäuscht zurück nach Bayerisch-Schwaben. Beim VfB ist die Gemütslage völlig anders: „Meine Mannschaft hat alles mobilisiert und wir sind sehr happy, dass wir die drei Punkte geholt haben“, kommentiert Sebastian Hoeneß in der Pressekonferenz. Auch er weiß natürlich, dass seiner Mannschaft in der Schlussphase das Glück hold war.
Zwei Rückstände
Die Augsburger haben sich für das Auswärtsspiel in Stuttgart einen vielversprechenden Matchplan zurechtgelegt: gegen den Ball hoch attackieren, im eigenen Ballbesitz hoch und weit. Der Lohn für engagierte Gäste sind die Tore von Rieder (8.) und Massengo (26.), bei denen die VfB-Abwehr jeweils freundliche Schützenhilfe leistet.
Wenn die Beine vom Europa-League-Spiel schwer sind und der Kopf nicht ganz bei der Sache, schmecken solche Rückstände natürlich überhaupt nicht. Doch zum Glück können die Weiß-Roten am Sonntag auf zwei Riesen vertrauen. Zum einen auf Dan-Axel Zagadou, Turm in der Abwehrreihe und Ringkämpfer im gegnerischen Strafraum, zum anderen auf den eher klein gewachsenen Deniz Undav, das Schlitzohr mit dem riesigen Kämpferherzen.
Crunchtime in Cannstatt
Auch im weiteren Spielverlauf halten die beiden Mannschaften das Publikum auf Trab. Die Nachspielzeit der ersten Hälfte läuft, als Undav den Ball an der Strafraumkante auf El Khannouss ablegt, der einen seiner ansatzlosen Schlenzer auspackt und den Torwinkel nur um Zentimeter verpasst. Wenn der VfB hier in Führung geht, verläuft der zweite Durchgang wahrscheinlich deutlich ruhiger.
In der 77. Minute hätte die Partie wieder kippen können, als Essende den Ball freistehend aus zehn Metern über das Tor drischt. VfB-Fans kennen solche Geschichten zur Genüge: Wenn du hinten drinstehst, kannst du rennen und fighten, doch am Ende versagen dir aus bester Position die Nerven. Wenig Mitleid verspürt Deniz Undav, der das Spiel nur drei Minuten später entscheidet. Eine Stiller-Ablage nimmt der Publikumsliebling direkt, trifft den Rücken eines Abwehrspielers, der unhaltbar zum umjubelten 3:2 abfälscht. Nach den beiden späten Toren gegen Feyernoord setzt sich die Hoeneß-Elf wieder in der Crunchtime durch.
Durchatmen
Vor dem Jahresendspurt steht die Mannschaft von Sebastian Hoeneß nun mit 21 Punkten auf dem 4. Platz. Von den sieben Siegen errangen die Schwaben fünf im heimischen Neckarstadion, ebenfalls fünf Mal gewann man mit einem Tor Unterschied. Aus der oberen Tabellenhälfte hat man bisher nur mit Köln und Leipzig die Kräfte gemessen.
Bis Weihnachten stehen noch drei Auswärtsspiele (Dortmund, Hamburg, Bremen) sowie zwei Heimspiele (Bayern, Hoffenheim) auf dem Programm. Außerdem geht es in der Europa-League nach Deventer und gegen Tel Aviv, im DFB-Pokal nach Bochum. Wer nicht zur Nationalmannschaft reist, darf also in den kommenden Tagen die Füße ein bisschen hochlegen und den Blick auf die Tabelle genießen.
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reybucanero74
Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson