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Arbeitssieg gegen den Neuling

El Bilal Touré ist beim VfB der Gewinner der Woche. (Foto: sportschau.de)

Viele der knapp 60.000 Zuschauer, die sich bei schönstem Herbstwetter auf den Weg ins Neckarstadion machen, haben wohl nicht die besten Erinnerungen an Holstein Kiel. Doch obwohl man in der Zweitligasaison 2019/20 beide Spiele gegen die Störche verlor, hat der VfB inzwischen das Selbstverständnis, im Heimspiel gegen einen Aufsteiger drei Punkte zu holen. Wäre da nicht dieser enge Terminkalender, der den Schwaben alle drei Tage eine neue Herausforderung serviert.

Als Schiedsrichter Robert Hartmann die Partie kurz vor 17 Uhr 30 abpfeift, macht sich auf dem Platz und auf den Rängen Erleichterung breit. Nach der Klatsche in München und der Gala in Turin rettet der VfB den knappen Sieg gegen den Tabellenvorletzten über die Zeit. Die Spieler im Brustring bestehen den erneuten Charaktertest, auch wenn sie sich dabei das Leben selbst schwer machen.

Matchwinner Touré

Trainer Hoeneß gibt El Bilal Touré, Fabian Rieder und Anrie Chase gegen den Bundesliga-Neuling die Gelegenheit, sich in der Startelf zu präsentieren. Demirovic, Karazor und Rouault dürfen dafür zunächst verschnaufen. Anders als in München wirken sich die Umstellungen nicht negativ aufs VfB-Spiel aus. Die Weiß-Roten dominieren das Spiel, ohne zunächst klare Torchancen herauszuspielen. Eine Co-Produktion von Touré und Kapitän Undav sorgt schließlich für die verdiente Führung. Der schnelle Malier schnappt sich den Ball in der eigenen Hälfte, treibt ihn nach vorne, um ihn dann gekonnt zu Undav durchzustecken, der im Stile eines Torjägers verwandelt (19.).

Undav lupft den Ball über Kiels Torhüter Weiner zum 1:0. (Foto: Pressefoto Baumann/Alexander Keppler)

In der zweiten Hälfte dauert es wieder eine gute Viertelstunde, bis der Zauberer von Turin Chabots Kopfballvorlage aus rund 20 Metern ins rechte Eck zirkelt. Damit hätte die Partie eigentlich entschieden sein sollen. Die Gäste von der Ostsee machen bis dahin nicht den Eindruck, dass sie das Tor von Alexander Nübel ernsthaft in Gefahr bringen können. Doch Minuten später zeigt Jeff Chabot, warum er in der Branche als Rauhbein bekannt ist. Innerhalb von vier Minuten rennt er zuerst Remberg über den Haufen, bevor er sich nach einem harten Zweikampf zwischen Mittelstädt und Skrzybski gleich mit mehreren Kielern anlegt. Zwei Mal Gelb macht Gelb-Rot, sagt Schiedsrichter Hartmann und schickt den Abwehrchef zum Duschen – eine harte, aber vertretbare Entscheidung.

Für die letzte halbe Stunde muss Sebastian Hoeneß seine Mannschaft umstellen, die Gäste wittern Morgenluft. Und tatsächlich: Nach dem Anschlusstreffer durch einen Schuss von der Strafraumgrenze (Gigovic 84.) gerät der Sieg in der Nachspielzeit noch einmal in Gefahr. Zum Glück setzt der eingewechselte Shuto Machino seinen Flugkopfball knapp neben den Pfosten.

Harte Arbeit – neue Perspektiven

Aus der ereignisreichen englischen Woche können Trainer und Mannschaft einige Erkenntnisse mitnehmen. Einerseits hat der VfB bewiesen, dass er auch gegen europäische Topteams mithalten und seinen eigenen Spielstil durchbringen kann. Andererseits hat die Bayern-Klatsche gezeigt, dass man sich nicht zu sehr an den Gegner anpassen sollte.

Der Arbeitssieg gegen den Bundesliga-Neuling ist erst der dritte Dreier im achten Spiel. Während die Schwaben in der vergangenen Saison auf einer Erfolgswelle von Spiel zu Spiel ritten, müssen sie sich zurzeit jeden Punkt hart erarbeiten. Sobald die Mannschaft nur ein wenig in ihrer Konzentration nachlässt, geht der Schuss schnell nach hinten los. Jeff Chabot muss sich fragen lassen, wie ein gestandener Spieler mit internationalen Ambitionen einen so dummen Platzverweis kassieren kann.

Innerhalb von 4 Minuten sieht Jeff Chabot zwei gelbe Karten. (Foto: imago//Wolfgang Frank)

El Bilal Touré hat sich währenddessen mit zwei Toren und einer Vorlage als ernsthafte Option im Angriff empfohlen. Seine Geschwindigkeit und Leichtfüßigkeit tun dem VfB-Spiel gut. In der Abwehr dagegen muss der Trainer kommenden Freitag ohne seinen Turm in der Schlacht auskommen. Gegen Kaliber wie Boniface oder Schick müssen Rouault und Chase – vielleicht sogar zum ersten Mal Neuzugang Ameen al-Dakhil – beweisen, dass sie auf höchstem Niveau dagegenhalten können.

Zeit zu verschnaufen, gibt es für die Weiß-Roten auch kommende Woche nicht. Bereits am Dienstag kommt der 1. FC Kaiserslautern zum Zweitrundenspiel im DFB-Pokal nach Stuttgart, bevor es zum Meister und Pokalsieger an den Rhein geht. Konzentrationsschwächen kann man sich da sicher nicht erlauben.

VfB Stuttgart – Holstein Kiel 2:1

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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