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Feiertag ohne Happy End

Der VfB rennt sich immer wieder in der Sparta-Abwehr fest. (Foto: IMAGO, Jan Huebner)

Das erste Champions-League-Heimspiel nach über 14 Jahren soll ein großes Fest werden. Nach dem beachtlichen Auftritt im Estadio Santiago Bernabeu kann es die VfB-Gemeinde kaum erwarten, die Hymne der Champions im Neckarstadion zu hören und die Rückkehr auf die europäische Bühne standesgemäß zu feiern.

Nach Abpfiff mischt sich allerdings Ernüchterung in die Feststimmung. Das liegt vor allem daran, dass der Gast aus Prag die weiß-roten Angriffsbemühungen mit einer taktisch disziplinierten Leistung weitgehend ausbremst.

Der VfB beißt sich die Zähne aus

Probleme beim defensiven Umschalten waren in der laufenden Saison schon häufiger zu beobachten. Zuletzt nutzte der VfL Wolfsburg zwei schnelle Gegenstöße, um der überlegenen Hoeneß-Elf einen Punkt abzutrotzen. Auch am Dienstagabend kommt der tschechische Meister immer wieder auf diese Weise vor das Tor von Alexander Nübel. Zwei Mal haben die Schwaben Glück, dass die Latte einen Treffer der Gäste verhindert.

In der zweiten Hälfte legt Sparta dann die Schwächen gegen tief stehende Gegner offen. Trotz der Einwechslungen von Führich, Touré und Rieder kann sich der VfB gegen die am eigenen Strafraum versammelten Tschechen kaum Torchancen erspielen. Es entwickelt sich mit zunehmender Spieldauer eine einseitige Partie mit wenigen Höhepunkte. Der ersehnte Siegtreffer bleibt den Schwaben verwehrt.

Findungsphase

Sebastian Hoeneß entscheidet sich zunächst dafür, den rechten Flügel nicht zu besetzen. Stattdessen versuchen sich Millot, Undav und Demirovic durch die Mitte zu kombinieren. Leweling soll gemeinsam mit Mittelstädt über die linke Seite Dampf machen, was die robuste Sparta-Abwehr allerdings meistens zu verhindern weiß.

Die im Sommer teilweise neu formierte VfB-Mannschaft präsentiert sich noch längst nicht so stabil wie in der Vorsaison. Die Neuzugänge Demirovic und Touré sind wenig ins Spiel eingebunden, Führich sucht nach seiner Form. In der Defensive fehlen Hoeneß zurzeit Alternativen. Durch den Ausfall von Vagnoman und Stergiou hat der Trainer auf der Rechtsverteidigerposition die Wahl zwischen Stenzel und Chase. Auf internationalem Parkett ist das zu wenig. Im Abwehrzentrum verteidigen Chabot und Rouault nicht so aggressiv nach vorne, wie es Anton und Ito zu tun pflegten. Dadurch öffnen sich nach Ballverlusten Räume zum Kontern.

Das ist Champions-League

Unter den besten 36 Klubs Europas gibt es für den VfB keine leichten Gegner. Um ein Spiel zu gewinnen, müssen Kapitän Karazor und Co. einen richtig guten Tag erwischen. Davon kann gegen Sparta Prag keine Rede sein. Im ungewohnten Champions-League-Dress mit verblasstem Brustring auf dem Rücken und roten Stutzen wirkt die Mannschaft selbst nach früher Führung fahrig und gehemmt. Sie kann nicht ansatzweise an den Angriffswirbel anknüpfen, der kürzlich den BVB aus dem Stadion geblasen hat.

Die mit Nationalspielern aus Tschechien, der Slowakei, Finnland, Serbien, Albanien und dem Kosovo gespickte Sparta-Mannschaft hat den Hoeneß-Schützlingen eine Menge internationale Erfahrung voraus. So ist das eben in der Champions-League. Auch vermeintliche Underdogs machen einem auf diesem Niveau das Leben schwer. Da muss ein Klub, der noch vor 16 Monaten dem Abstieg von der Schippe gesprungen ist, demütig bleiben. Und die Fans dürfen sich auf drei weitere Festtage in Bad Cannstatt freuen.

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Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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