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Mit Silas geht ein Traum

Silas lässt sich nach seinem Tor gegen die Bayern feiern. (Foto: Pressefoto Rudel/Robin Rudel/IMAGO)

Silas ist seit seiner Verpflichtung im Sommer 2019 ein Spieler, der die Fantasie anregt und die Herzen bewegt. Sven Mislintat lotste den Kongolesen damals für 8 Millionen Euro aus der französischen Ligue 2 nach Cannstatt.

Fünf Jahre später verlässt der Fanliebling den VfB. Zunächst geht es für ein Jahr per Leihe zu Roter Stern Belgrad – in eine Liga, in der die meisten außer dem Stadtrivalen Partizan wohl keinen Klub kennen. Immerhin hat sich sein neuer Verein für die Champions-League qualifiziert und trifft dort am 27. November auf die Schwaben.

Ein besonderer Spieler

Wenn Silas mit seinen raumgreifenden Schritten antritt, entwickelt er eine unglaubliche Dynamik. Mehrfache Übersteiger gehören zu seinen Markenzeichen. Gerne packt er auch den „Rabona“ aus – nicht nur um seinen schwächeren linken Fuß zu kaschieren. Der Homerun über 80 Meter gegen Mainz in der Saison 20/21, in der vergangenen Saison Vorlage und Tor beim ersten Heimsieg gegen die Bayern seit einer gefühlten Ewigkeit oder das Traumtor gegen Gladbach am letzten Spieltag: An einige Silas-Momente werden sich die VfB-Fans noch lange erinnern.

Die Hoffnungen eines ganzen Vereins ruhten in der Saison 21/22 auf Silas, als Verantwortliche und Fans im Abstiegskampf seine Rückkehr von einer schweren Knieverletzung herbeisehnten. Bei der ersten Einwechslung gegen Mainz brodelte im November 2021 das Neckarstadion. Aber schon damals ahnten manche, dass der Spieler den hohen Erwartungen nicht gerecht werden würde. Der vermeintliche Retter ist knapp drei Jahre später nur noch ein Ergänzungsspieler.

Nicht kompatibel

Bei der Ballverarbeitung, der Vororientierung, der Arbeit gegen den Ball, ja dem taktischen Verhalten insgesamt sind von Anfang an erhebliche Defizite zu erkennen. Häufig ist der erste Kontakt unsauber, das Zusammenspiel mit den Mannschaftskameraden wirkt eher zufällig als einstudiert. Silas braucht das Wilde, den Raum und seine Freiheit, um Höchstleistungen zu bringen.

Als Konterspieler, als Alptraum einer bereits müde gespielten Abwehr ist der Kongolese ein Pfund, in Hoeneß´ Ballbesitzfußball findet er sich jedoch nie zurecht. Der Trainer bevorzugt den fleißigen Leweling, der nicht ganz so schnell, aber wesentlich berechenbarer ist.

Aus dem aktuellen Kader können auch Millot, Rieder, El Bilal Touré, Vagnoman, Führich und Diehl auf den Flügeln agieren. Zuletzt wird immer deutlicher, dass Silas in der Hierarchie nach unten gerutscht ist. Mehr als Kurzeinsätze hätte er in dieser Spielzeit wohl nicht bekommen. 

Durch dick und dünn

Dennoch fällt der Abgang beiden Seiten schwer. Silas verdankt dem VfB mehr als nur seinen Durchbruch im europäischen Spitzenfußball. Als seine Karriere wegen der Machenschaften eines ehemaligen Beraters auf der Kippe stand, unterstützte ihn der Klub nicht nur sportlich. Der Spieler dankte es mit seinem unverwechselbaren Lächeln und spektakulären Aktionen auf dem Platz. Einen Strategen wie Stiller bewundern die Fans, Silas haben sie fest in ihr Herz geschlossen.

Der Wechsel zu Roter Stern stellt für den kongolesischen Nationalspieler nur eine Notlösung dar. Eigentlich will er sich regelmäßig in einer europäischen Top-Liga beweisen. Trotzdem kann man seine Entscheidung nachvollziehen. Eine weitere Saison in der zweiten Reihe bringt Silas nicht weiter. Er hofft, dass seine Karriere über den Umweg Belgrad wieder in Schwung kommt.

Für die Fans ist es schwer zu akzeptieren, dass Silas nur noch einer unter vielen ist. Die Träume, die sie einst mit dem pfeilschnellen Rechtsaußen verbunden haben, sind zerplatzt. Mit ihm geht auch die Illusion, dass junge Spektakelspieler aus dem Ausland den Klub wieder in der Bundesliga etablieren. Bleibt uns nur, dem Menschen und Spieler Silas alles Gute für die Zukunft zu wünschen – außer vielleicht am 27. November im Hexenkessel Rajko Mitić.

Zum Weiterlesen:

Jede Menge Enttäuschungen beim VfB – Vertikalpass

Kommentar zu Silas‘ Abschied beim VfB Stuttgart – Fußball – SWR Sport

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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