Gleich wieder aufsitzen
Nach der herben Niederlage gegen Paris muss der VfB aufpassen, dass er nicht in das emotionale Loch fällt, das sich nach großen Ereignissen gerne auftut. Für viele Spieler im Brustring war das Duell mit dem Scheichklub aus Frankreich das größte Fußballspiel ihrer bisherigen Karriere. Vor der Bundesligapartie am Samstag gegen Gladbach muss der Trainer jetzt Fingerspitzengefühl beweisen.
- Ende einer fantastischen Reise: Der tolle Auftritt in Madrid, der überraschende Auswärtssieg in Turin, fünf Tore gegen YB – das Abenteuer Champions-League wird in Cannstatt als Highlight in Erinnerung bleiben. Das Ende ist leider weniger schön. Die Hoeneß-Elf bekommt am Mittwochabend im ausverkauften Neckarstadion deutlich ihre Grenzen aufgezeigt.
- Spielkontrolle: Dem Gegner sein Spiel aufzwingen, das Geschehen auf dem Platz kontrollieren, das gehört zu den großen Stärken des VfB unter Sebastian Hoeneß. Zuletzt wurde die Mannschaft in Mainz dem Anspruch des Trainers nur in der ersten Viertelstunde gerecht, gegen Paris folgt der komplette Kontrollverlust. Dembelé und Co. führen den VfB vor, wie es schon länger kein Gegner mehr getan hat.
- Substanzverlust: Die vielen Spiele fordern bei den Stammspielern ihren Tribut. Karazor und Stiller sind platt, einige Mannschaftskollegen ziemlich außer Form. Was Mittelstädt, Vagnoman, Führich und Undav – um nur einige Beispiele zu nennen – in den letzten beiden Spielen gezeigt haben, hat mit europäischer Spitzenklasse nichts zu tun.
- Realitätssinn: Das Ausscheiden in der Königsklasse ist für die Schwaben trotzdem kein Beinbruch. Die Liga und der Pokal bleiben als attraktive Wettbewerbe, in denen man viel erreichen kann. Ein Team wie Paris Saint-Germain ist für die Fast-Absteiger von 2023 einfach eine Nummer zu groß.
- Führung: Deniz Undav konnte seine Stärken zuletzt nicht wie gewohnt einbringen, Karazor verursacht schon nach wenigen Minuten den Eckstoß, der zum 0:1 führt. Jetzt sind die beiden als Leader gefragt. Die Verunsicherung ist gegen Paris mit Händen zu greifen. Einfachste Dinge misslingen, die Mannschaft taumelt schon nach wenigen Minuten wie ein angeschlagener Boxer. Laufen, kämpfen und klare Bälle spielen heißt nun die Devise. Nach einem Sturz soll der Reiter sofort wieder aufsitzen.
- Bescheidenheit: Dem Team, den Fans und dem Klub insgesamt steht im Moment des Ausscheidens aus der Champions-League Bescheidenheit gut zu Gesicht. Dazu gehört auch das Eingeständnis, dass gegen Schwergewichte des europäischen Fußballs derzeit nichts zu holen ist. Sagen wir also danke, dass wir dabei sein durften. Und vielleicht bis bald.
VfB Stuttgart – FC Paris Saint-Germain 1:4
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Wir haben Champions League gespielt, verdammte Scheiße!
reybucanero74
Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson