Durchgeackert
In der Bundesliga hat der VfB bis Sonntagnachmittag noch nicht gegen die Underdogs aus Heidenheim gewonnen. Dank der Treffer von Mittelstädt (20.), Millot (47.) und Woltemade (87. Elfmeter) bezwingt die Hoeneß-Elf den Nachbarn von der Ostalb in einer selten hochklassigen, aber hart umkämpften Partie. Sechs Erkenntnisse aus dem vorletzten Spiel vor der Weihnachtspause im kompakten Sixpack.
- Woltemade schreibt an: Am Mittwoch gegen Bern durfte Sebastian Hoeneß ihn nicht nominieren, am Sonntag avanciert er wieder zum Man of the Match. Das erste Tor bereitet der U21-Nationalspieler mustergültig vor, beim zweiten tankt er sich unwiderstehlich durchs Mittelfeld, bevor er vom Punkt eiskalt zum 1:3-Endstand verwandelt. Der lange Bremer macht erneut den Unterschied.
- Dagegengehalten: Harte Zweikämpfe, fiese Tritte, ständiges Reklamieren: Spaß macht das Kicken gegen die Truppe von Frank Schmidt nicht. Bei windigem Dezemberwetter auf einem seifigen Platz ist da Beißen angesagt. Genau das Metier von Abwehr-Jeff Chabot (souverän), Josh Vagnoman (mit Licht und Schatten), Ata Karazor (diesmal ohne Torabschluss) und Ermedin Demirovic (unglücklich).
- Keine Dominanz: Trotz der Führung bekommen die Weiß-Roten bis in die Schlussphase keine Ruhe ins Spiel. Eine Spitzenmannschaft schaukelt solche Pflichtaufgaben kraftsparender nach Hause. Auffällig die vielen technischen Unzulänglichkeiten: Einigen Profis im Brustring springt der Ball bei der Annahme meterweit vom Fuß, so mancher Pass hat die Genauigkeit einer Schrotflinte. In der Folge entsteht ein wildes Hin und Her, das dem Gastgeber in die Karten spielt.
- Schwächen bei hohen Bällen: Bei Luftduellen weist die Hoeneß-Elf über die Saison gesehen schlechte Werte auf. Dass der VfB diese Statistik in Heidenheim anführt und ausgerechnet Millot mit seinen 175 Zentimetern Körperlänge per Kopf trifft, ist der Kategorie Kuriositäten zuzuordnen. Weniger kurios die Schwäche bei der Verteidigung gegnerischer Eckstöße: Neun Mal servieren die Heidenheimer den Ball vors Stuttgarter Tor, jedes Mal brennt es lichterloh.
- Erneute Wackler: Was nicht zuletzt an Alexander Nübel liegt. Beim Herauslaufen wirkt der Nationalkeeper seit Wochen so unsicher wie Flo Müller in der Saison 22/23. Doch nicht nur das: Nach dem Fangfehler gegen Union und dem Einschlag im Torwarteck gegen YB lässt Nübel am Sonntag Wanners Schuss passieren, obwohl er eigentlich schon dran ist. Wieder ein technischer Fehler, der auf diesem Niveau nicht allzu oft passieren darf. Zur Ehrenrettung der Stuttgarter Nummer eins: Wie er in der 79. Minute gegen den freistehenden Honsak den Winkel verkürzt, ist beste Torwartschule.
- Lage der Liga: Zwischen Rang 5 und 11 liegen nach dem 14. Spieltag nur drei Punkte. Der Kampf um die europäischen Plätze könnte in dieser Saison besonders spannend werden. Der Vorsprung der Schwaben auf den Relegationsplatz ist dagegen schon beruhigend (13 Punkte). Man ging an der Mercedesstraße schon angespannter in die letzte Woche vor Weihnachten.
Bei aller berechtigten Kritik an der Leistung in so manchem Spiel der Hinrunde, dürfen Mannschaft und Trainerteam stolz auf ihre Zwischenbilanz sein: in der Liga im Bereich der internationalen Plätze, im DFB-Pokalviertelfinale, in der Champions-League mit reellen Chancen auf die Zwischenrunde. Und das trotz der Abgänge und Verletzungen, die zu kompensieren sind.
1. FC Heidenheim – VfB Stuttgart 1:3
Zum Weiterlesen:
Sebastian vom Vertikalpass fasst unter dem Titel Brawl an der Brenz zusammen: „Es war nicht schön, aber es war ein Spektakel.“
Lennart von Rund um den Brustring attestiert Woltemade in Heidenheim sein Meisterstück und resümiert: „Es läuft vielleicht noch nicht so flüssig wie vergangene Saison. Aber es wird langsam.“
reybucanero74
Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson