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Kopfballpendel und Entmüdungsbecken

Mittelstädt und Nübel können Eggestein nicht am 0:1 hindern. (Foto: Getty Images)

Bei nasskaltem Dezemberwetter müssen Hoeneß´ müde Männer am Samstagnachmittag ein letztes Mal in diesem Kalenderjahr auf den Rasen. Gegen Aufsteiger St. Pauli ist natürlich ein Heimsieg eingeplant. Aber die Schützlinge von Alexander Blessin machen dem VfB einen Strich durch die Rechnung. Die Führung durch Johannes Eggestein (21.) können Kapitän Stiller und Co. trotz des langen Anrennens nicht mehr egalisieren.

Mit 23 Punkten aus 15 Spielen haben die Weiß-Roten dennoch ihr Soll erfüllt. Nur vier Punkte hinter Platz 3 wahrt der Vizemeister alle Chancen auf einen Platz im internationalen Geschäft. Welche sechs Hausaufgaben sich der VfB für die kurze Winterpause ins Heft schreiben muss, lest ihr im vorweihnachtlichen Sixpack.

  1. Tiefe Ketten: Das Spiel gegen den Hamburger Bundesligisten führt den 60 000 noch einmal die Probleme gegen tiefstehende Gegner vor Augen. Schon in den Partien gegen Prag, Hoffenheim, Kiel und Union haben wir gesehen, wie man der Hoeneß-Elf den Wind aus den Segeln nehmen kann. Woltemade bringt als hängende Spitze zwar ein neues taktisches Element ein, vermag die Einfallslosigkeit beim Knacken tiefer Ketten aber nicht wie von Zauberhand zu beseitigen. Ein Ansatzpunkt für die Mini-Vorbereitung allemal.
  2. Abwehrschwächen: 25 Gegentore nach 15 Spieltagen sind für eine Mannschaft mit internationalen Ambitionen zu viel. Rouault und Chase zeigen am Samstagnachmittag, warum der VfB immer noch die defensive Stabilität der Vorsaison sucht. Dem Franzosen unterläuft vor dem 0:1 ein folgenschwerer Fehlpass am eigenen Strafraum, der japanische U21-Nationalspieler verursacht ungestüm einen Elfmeter, der zu Beginn der zweiten Hälfte fast zum 0:2 geführt hätte. Der Kader gibt in der Innenverteidigung angesichts der Verletzungen nicht mehr viel her. Es sei denn, Ameen Al-Dakhil findet im neuen Jahr seinen Rhythmus und entfaltet sein Potenzial.
  3. Verletzungen: Trotz der Heimniederlage gegen einen Aufsteiger geht der VfB im Januar mit intakten Chancen in die Restrunde. Ob die Hoeneß-Elf sie nutzen kann, hängt nicht zuletzt davon ab, wie schnell Undav und Leweling nach ihren Verletzungen in Form kommen. Youngster Justin Diehl wird erst einmal in seinem Drang gebremst, die Liga zu rocken. Eine Muskelverletzung im Oberschenkel wirft den Kölner zurück. Zagadou und El Bilal müssen wir für diese Saison wohl komplett abschreiben.
  4. Zwei-Meter-Messi: Spielertypen wie Nick Woltemade sind selten. Der baumlange Bremer dribbelt wie ein Messi-Verschnitt, offenbart im Kopfballspiel allerdings frappierende Schwächen. Gegen St. Pauli bringt er den Ball gleich drei Mal aus aussichtsreicher Position nicht gefährlich aufs Tor. Von einem Bundesligastürmer darf man da mehr erwarten. Nick hat also schon eine Hausaufgabe über die Feiertage: Ab ans Kopfballpendel!
  5. Entwicklung: Sebastian Hoeneß gilt als Bessermacher. Mit Anrie Chase und Nick Woltemade hat er wieder zwei talentierte Jungprofis an die Startelf herangeführt. Säulen der Mannschaft wie Chabot, Stiller und Millot haben ihre Leistung im Vergleich zur guten Vorsaison noch gesteigert. In anderen Bereichen stockt die Entwicklung ein wenig: Zum einen haken die offensiven Abläufe insgesamt, zudem entwickelt die Mannschaft über den rechten Flügel zu wenig Durchschlagskraft. Auch bei den Zugängen Demirovic und Rieder ist noch Luft nach oben.
  6. Durchatmen: Die Vielspieler unter den VfB-Profis dürften die freien Tage um den Jahreswechsel besonders herbeisehnen. Mittelstädt, Stiller, Karazor und Millot müssen ihre strapazierten Körper regenerieren, um den Herausforderungen im neuen Jahr gewachsen zu sein. Ab ins Entmüdungsbecken! Denn der Spielplan sieht zum Start gleich einige englische Wochen vor.

VfB Stuttgart – FC St. Pauli 0:1

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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