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Die Leiden des neuen VfB

99. Minute: Im Nachschuss sichert Demirovic dem VfB wenigstens einen Punkt. (Foto: IMAGO/Eibner)

Die Ansprüche an den VfB sind infolge der sensationellen Vorsaison gestiegen. Nachdem man die TSG Hoffenheim im März aus deren eigenem Stadion geschossen hat, rechnen die Fans am zweiten Wochenende des Cannstatter Wasens fest mit einem Dreier – am liebsten garniert mit einem rasanten Angriffswirbel und tollen Toren. Doch die weiß-roten Höhenflieger quälen sich in letzter Minute zu einem 1:1.

Ein unangenehmer Abend

Wer am Ende der englischen Woche mit einigen frischen Offensivkräften gerechnet hat, sieht sich getäuscht. Hoeneß verhilft nur El Bilal Touré zu seinem Startelfdebüt. Gemeinsam mit Undav soll er unterstützt von Millot und Leweling für Gefahr vor dem Tor von Nationaltorwart Baumann sorgen. Doch leider ist das VfB-Spiel zu statisch und der Strafraum meistens nicht gut besetzt. Leweling fehlt auf dem rechten Flügel die Unterstützung. Viele Zuschauer fragen sich zur Halbzeit: Wer soll denn hier die Tore schießen?

Selbst dem teuersten Einkauf der Vereinsgeschichte will kaum etwas gelingen. Deniz Undav verliert viele Bälle, verschleppt das Spiel, statt für Überraschungsmomente zu sorgen, und köpft eine präzise Vorlage von Rouault in der 40. Minute aus guter Position in die zweite Etage. Ausgerechnet Maxi Mittelstädt, dem bis dahin besten Stuttgarter, unterläuft kurze Zeit später ein fataler Bock. Der eigentlich schlecht gespielte Steilpass auf Gendrey rutscht dem Berliner durch: Das 0:1 ist nur noch Formsache (45.). Ein unangenehmer Abend kündigt sich an.

Die Tücken des Ligaalltags

Obwohl die Hoeneß-Schützlinge in der zweiten Hälfte fast ununterbrochen in Ballbesitz sind, sehnt das Stadion vergeblich klare Torchancen herbei. Der Ball wandert wie beim Handball um den Hoffenheimer Strafraum, eine Flanke nach der anderen segelt durch den Gäste-Strafraum, ohne einen Abnehmer zu finden. Die Mannschaft von Pellegrino Matarazzo zieht derweil so ziemlich jeden billigen Trick, um Zeit von der Uhr zu nehmen. Mit Fußball hat das Spiel des Tabellensechzehnten schon lange nichts mehr zu tun.

Die knapp 60.000 nicken nur deshalb nicht ein, weil sie sich über das Zeitschinden echauffieren. Der Balljunge hinter dem Tor von Oliver Baumann geht sogar dazu über, die Kugel höchstselbst auf die Fünfmeterlinie zu legen, damit dieser nicht wieder zu seinem unwürdigen Abstoßritual ansetzt. So deutlich die Statistiken auch ausfallen, muss der VfB am Ende froh sein, überhaupt einen Punkt am Neckar zu behalten.

Trotz des verpassten Siegs und der unübersehbaren Unzulänglichkeiten gegen tiefstehende Gegner muss aber keiner in Panik verfallen. Der Tanz auf drei Hochzeiten ist für Trainer und Mannschaft eine völlig neue Erfahrung. Für Siege auch gegen unangenehme Gegner braucht es seitens der Akteure künftig mehr Schärfe und Entschlossenheit, seitens des Trainers etwas mehr Mut bei der Aufstellung. Körperliche und geistige Frische werden bei einem Spielplan im Dreitagesrhythmus zum entscheidenden Faktor.

Zum Weiterlesen und Weiterhören:

Und täglich grüßt die tief stehende Kette – Vertikalpass – „Die Mannschaft hatte zwar viel Ballbesitz, es fehlte ihr jedoch an der zündenden Idee, aber auch an einigen Basics (…).“

VertikalGIF #VfBTSG: Free Rino! – Vertikalpass – „Was könnte einen besser erden, als ein Spiel gegen die TSG Hoffenheim am Sonntagabend um 19:30?“

39 Flanken – Rund um den Brustring – „Am Ende blieb dann nur doch die Option, den Ball in den Strafraum zu flanken, was die Mannschaft ganze 39 Mal versuchte — mit überschaubarem Erfolg.“

#6: Eine unnötige Bayern-Diskussion – Schlusskonferenz – Rasenfunk – Der Fußball-Podcast ab 01:42:21 – Jonas Friedrich (SKY und Amazon Prime) und Martin Rafelt (Spielanalyst und Trainer, Spielverlagerung Academy) nehmen den VfB in Schutz.

Mein erstes Spiel im Stadion: 1980 VfB – HSV 3:2 (Tore: Müller, Kelsch, Allgöwer) Mein schönstes Stadionerlebnis: 1991 VfB – BVB 7:0 (Allgöwer 2, Sverrisson 3, Walter 2) Meine erste Auswärtsfahrt: 1991 BVB – VfB 0:0 Emotionalster Erfolg: 1992 Deutscher Meister, letzter Spieltag B04 – VfB 1:2 (Tore: Walter, Buchwald) Lieblingsspieler: Helmut Roleder, Asgeir Sigurvinsson

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